Entwicklung des Reise- und Transitverkehrs (17.5.–20.5.) (1)
21. Mai 1972
Information Nr. 501/72 über die Abfertigung und Abwicklung des Reise- und Besucherverkehrs Westberliner Bürger in die DDR und des wechselseitigen Transitverkehrs von zivilen Personen und Gütern zwischen der BRD und Westberlin im Zeitraum vom 17. bis 20. Mai 1972
Seit Beginn der Einreise Westberliner Bürger in die DDR ab 17. Mai 1972 wurden bis einschließlich 20. Mai 1972 363 186 Westberliner Bürger, einschließlich Kinder bis zu 16 Jahren und 54 952 Kraftfahrzeuge zur Einreise in die DDR abgefertigt. Damit haben 87 % der 415 120 Westberliner Bürger, die für die Zeit vom 17. bis 20. Mai 1972 eine Einreisegenehmigung erhalten hatten, von der Reise- und Besuchsmöglichkeit in der DDR Gebrauch gemacht.1
Die für diesen Zeitraum genehmigten Einreisen mit Kfz wurden zu 94 % genutzt.
An den ersten vier Tagen der gegenwärtigen Besuchsperiode sind somit 125 790 mehr Westberliner Bürger (Steigerung um 53 %) in die DDR eingereist als an den vergleichbaren Einreisetagen des Osterzeitraumes (vom 29.3. bis 1.4.1972 waren 237 396 Westberliner Bürger in die DDR eingereist).
Dazu folgende Übersicht:
Tag | Erfolgte Einreisen Personen | Erfolgte Einreisen Kfz |
---|---|---|
17.5.1972 | 20 946 | 2 376 |
18.5.1972 | 18 219 | 2 054 |
19.5.1972 | 48 522 | 7 607 |
20.5.1972 | 275 499 | 42 915 |
Gesamt: | 363 186 | 54 952 |
Von den in der Zeit vom 17. bis 20. Mai 1972 erfolgten 363 186 Einreisen Westberliner Bürger reisten 129 538 Westberliner Bürger (= 36 %) in die Hauptstadt der DDR ein (gegenüber 116 786 Einreisen im vergleichbaren Osterzeitraum vom 29.3. bis 1.4.1972), während 233 648 Westberliner Bürger (= 64 %) in die Bezirke der DDR weiterreisten (gegenüber 120 610 Einreisen in die Bezirke im vergleichbaren Osterzeitraum vom 29.3. bis 1.4.1972).
Diese Einreisen Westberliner Bürger verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Bezirke der DDR:
Bezirk | Einreisen vom 17. bis 20. Mai 1972 Personen | Einreisen vom 29.3. bis 1.4.1972 Personen |
---|---|---|
Potsdam | 77 705 | (43 649) |
Frankfurt (Oder) | 34 797 | (19 342) |
Cottbus | 17 958 | (9 374) |
Halle | 16 267 | (9 089) |
Magdeburg | 14 087 | (6 816) |
Neubrandenburg | 12 977 | (6 499) |
Dresden | 13 457 | (5 938) |
Rostock | 9 098 | (3 264) |
Leipzig | 9 064 | (4 025) |
Karl-Marx-Stadt2 | 8 201 | (3 752) |
Schwerin | 7 133 | (2 961) |
Erfurt | 6 702 | (2 584) |
Gera | 4 410 | (2 357) |
Suhl | 1 792 | (960) |
Den absoluten Schwerpunkttag der Einreise Westberliner Bürger bildete erwartungsgemäß der 20. Mai 1972, an dem 275 499 Westberliner Bürger, einschließlich Kinder bis zu 16 Jahren und 42 915 Kraftfahrzeuge in die DDR einreisten, davon 92 163 Westberliner Bürger in die Hauptstadt und 183 336 Westberliner Bürger zur Weiterreise in die Bezirke der DDR.
Damit reisten am 20.5.1972 155 335 mehr Westberliner Bürger in die DDR ein als am Schwerpunkteinreisetag des Osterzeitraumes (31.3.1972 mit 120 164 Einreisen).
Das entspricht einer Steigerung der Einreisen um 129 %.
Nach Beendigung des Aufenthaltes in der DDR sind in der Zeit vom 17. Mai bis 20. Mai 1972, 24.00 Uhr, 108 460 Westberliner Bürger über die Grenzübergangsstellen der DDR wieder nach Westberlin ausgereist. Das sind 30 % der Westberliner Bürger, die seit Beginn der gegenwärtigen Besuchsperiode in die DDR eingereist waren.
Die Abfertigung der ein- und ausreisenden Westberliner Bürger über die Grenzübergangsstellen der DDR verlief im Wesentlichen zügig und reibungslos.
An den Grenzübergangsstellen der DDR wurde vom 17. bis 19. Mai 1972 bereits zwischen 4.00 und 5.00 Uhr und am 20. Mai 1972 zwischen 0.00 und 4.00 Uhr mit der Abfertigung des Einreiseverkehrs Westberliner Bürger in die DDR begonnen.
Die größte Frequenz im Einreiseverkehr Westberliner Bürger war an den Grenzübergangsstellen Bahnhof Friedrichstraße, Bornholmer Straße, Drewitz, Staaken und Rudower Chaussee zu verzeichnen, über die 80 % aller im Zeitraum vom 17. bis 20. Mai 1972 eingereisten Westberliner Bürger abgefertigt wurden.
Folgende Übersicht zur Belastung dieser Grenzübergangsstellen am Schwerpunkteinreisetag 20.5.1972:
GÜST | Einreisen am 20.5.1972 Personen | Einreisen am 20.5.1972 Kfz | Steigerungsquote gegenüber Einreisen am 31.3.1972 Personen | Steigerungsquote gegenüber Einreisen am 31.3.1972 Kfz |
---|---|---|---|---|
Friedrichstraße | 94 430 | – | (48 774) auf 193 % | – |
Bornholmer Straße | 22 104 | 4 001 | (11 248) auf 196 % | (1 997) auf 200 % |
Drewitz | 44 717 | 12 903 | (12 376) auf 361 % | (4 037) auf 319 % |
Staaken | 31 292 | 7 664 | (10 724) auf 291 % | (2 512) auf 305 % |
Rudower Chaussee | 26 620 | 9 068 | (8 695) auf 306 % | (2 999) auf 302 % |
Die zeitlichen Schwerpunkte der Einreise Westberliner Bürger lagen zwischen 8.00 und 12.00 Uhr.
Allein am 20.5.1972 wurden in diesen vier Stunden 117 912 Westberliner Bürger in der Einreise in die DDR abgefertigt.
Aufgrund des am 20. Mai 1972 erwartungsgemäß eingetretenen starken Andrangs Westberliner Bürger zur Einreise in die DDR und zur Durchreise im Transit nach der BRD kam es, besonders in den Vormittagsstunden, auf Westberliner Gebiet zu Verkehrsstauungen bzw. Wartezeiten vor der Einreise in die DDR. Die Abfertigung der Einreisenden an den Grenzübergangsstellen verlief zügig, sodass im Bereich der Grenzübergangsstellen selbst keine übermäßigen Wartezeiten auftraten.
Mehrfach wurde durch Westberliner Bürger bei der Einreise in die DDR sowie durch Transitreisende an den Grenzübergangsstellen die zügige Abfertigung sowie das korrekte und höfliche Verhalten der Kontrollkräfte hervorgehoben.
Die bei der Grenzpassage durch die Zollverwaltung der DDR getroffenen Feststellungen über die Ein- und Ausfuhr von Waren durch Westberliner Bürger ergaben, dass die Zollbestimmungen der DDR im Wesentlichen eingehalten wurden.
Von Westberliner Bürgern wurden in der Einreise – wie bereits bei Einreisen im Osterzeitraum – vor allem Nahrungs- und Genussmittel sowie Kleintextilien als Geschenkwaren und vereinzelt Lacke, Farben und Tapeten mitgeführt, während die Warenbewegung bei der Ausreise vor allem durch die Ausfuhr von kunstgewerblichen Gegenständen, Büchern (Belletristik) und Kinderspielzeug gekennzeichnet war.
Trotz der starken Reise- und Verkehrsströme und der eingetretenen starken Belastung der Verkehrswege und der Nah- und Fernverkehrsmittel am 20. Mai 1972 sowie unter Berücksichtigung der ungünstigen Witterungsverhältnisse konnte in der Hauptstadt und von der Hauptstadt in die Bezirke im Wesentlichen eine zügige Transportabwicklung ohne ernsthafte Vorkommnisse bzw. Störungen gewährleistet werden.
Im wechselseitigen Transitverkehr zwischen der BRD und Westberlin ist seit dem erneuten Inkrafttreten der Regelungen des Abkommens3 zwischen der DDR und der BRD über den Transit von zivilen Personen und Gütern zwischen der BRD und Westberlin festzustellen, dass besonders seit Beginn des Pfingstverkehrs im steigenden Maße von den Möglichkeiten der vereinfachten und erleichterten Abfertigungsbedingungen Gebrauch gemacht wird.
In der Zeit vom 17. bis 20. Mai 1972 wurden im wechselseitigen Transitverkehr zwischen der BRD und Westberlin 168 682 Personen mit 62 059 Kraftfahrzeugen bzw. in 112 Reisezügen sowie 234 Güterzüge und 363 Binnenschiffe abgefertigt.
Davon reisten 42 % der Personen von der BRD nach Westberlin und 58 % der Personen von Westberlin nach der BRD.
An diesem Transitverkehr waren beteiligt
- –
83 043 Bürger der BRD,
- –
74 897 Bürger Westberlins,
- –
8 789 Bürger nichtsozialistischer Staaten,
- –
1 953 Bürger sozialistischer Staaten.
Gegenüber den vergleichbaren Tagen des Vorjahres stieg die Anzahl der am Transit beteiligten Bürger der BRD sowie nichtsozialistischer und sozialistischer Staaten um ca. 10 %.
Demgegenüber liegt die Anzahl der am Transit beteiligten Westberliner Bürger um 23 % niedriger, was offensichtlich – wie bereits im Osterzeitraum – im Zusammenhang mit der verstärkten Nutzung der Reise- und Besuchsmöglichkeiten Westberliner Bürger in der DDR steht.
Erwartungsgemäß bildete der 20. Mai 1972 den bisherigen Schwerpunkt im wechselseitigen Transitverkehr, an dem 33 % aller in der Zeit vom 17. bis 24. Mai 1972 im Transit gereisten Personen und 29 % der Transportmittel abgefertigt wurden.
Die Abwicklung des Transitverkehrs auf den Transitstrecken Straße erfolgte im Wesentlichen zügig und reibungslos. Trotz der starken Verkehrsströme am 20. Mai 1972 kam es zu keinen ernsthaften Störungen.
Auch auf den Transitstrecken Eisenbahn sowie den Transitwasserstraßen kam es zu keinen wesentlichen Vorkommnissen.
In der Zeit vom 17. bis 20. Mai 1972 wurden 20 Erlaubnisse für die Durchfuhr von Funkgeräten und Autotelefonen sowie zwei Genehmigungen zum Mitführen von Schusswaffen im Transitverkehr erteilt.
Bisher erfolgten an den Grenzübergangsstellen noch keine Zurückweisungen von Transitreisenden.