Entwicklung des Reise- und Transitverkehrs (17.5.–24.5.) (3)
25. Mai 1972
Information Nr. 512/72 über den Abschluss der Abfertigung und Abwicklung des Reise- und Besucherverkehrs Westberliner Bürger in die DDR und des wechselseitigen Transitverkehrs von zivilen Personen und Gütern zwischen der BRD und Westberlin in der Zeit vom 17. bis 24. Mai 1972
Mit Abschluss der zweiten Periode des zeitweiligen Inkrafttretens der Erleichterungen und Verbesserungen im Reise- und Besucherverkehr Westberliner Bürger in die DDR ist festzustellen, dass im Zeitraum vom 17. bis 24. Mai 1972 612 073 Westberliner Bürger, einschließlich Kinder im Alter bis zu 16 Jahren, und 84 799 Kraftfahrzeuge in die DDR eingereist waren.1
Damit haben 87 % der 704 249 Westberliner Bürger, die für diesen Zeitraum entsprechend der Antragstellung eine Einreisegenehmigung in die DDR erhalten hatten, von der Reise- und Besuchsmöglichkeit in der DDR Gebrauch gemacht.
Im Zeitraum vom 17. bis 24. Mai 1972 sind 180 673 mehr Westberliner Bürger in die DDR eingereist als im vergleichbaren Osterzeitraum.
Das entspricht einer Steigerung des Reise- und Besucherverkehrs Westberliner Bürger in die DDR um 42 %.
Die durch die Verordnung des Ministerrates der DDR vom 23. Februar 1972 eingeräumten Möglichkeiten einer zeitweiligen Einreise Westberliner Bürger in die DDR im Zeitraum vom 29. März bis 5. April und vom 17. Mai bis 24. Mai 1972 wurden durch insgesamt 1 043 473 Einreisen Westberliner Bürger, einschließlich Kinder bis zu 16 Jahren, genutzt.
In vielen Fällen haben Westberliner Bürger in beiden Zeiträumen von den Reise- und Besuchsmöglichkeiten in der DDR Gebrauch gemacht.
Die in der Zeit vom 17. bis 24. Mai 1972 erfolgten 612 073 Einreisen Westberliner Bürger verteilen sich in folgendem Umfang auf die Hauptstadt Berlin und die Bezirke der DDR:
Bezirk | Personen (einschließlich Kinder) | Prozentualer Anteil der Einreisen Westberliner Bürger |
|---|---|---|
Hauptstadt | 274 480 | 44,8 |
Potsdam | 126 968 | 20,7 |
Frankfurt/Oder | 54 965 | 9,3 |
Cottbus | 24 626 | 4,1 |
Halle | 20 924 | 3,4 |
Magdeburg | 18 617 | 3,0 |
Neubrandenburg | 16 907 | 2,8 |
Dresden | 17 037 | 2,8 |
Rostock | 11 295 | 1,7 |
Leipzig | 11 252 | 1,7 |
Karl-Marx-Stadt2 | 10 093 | 1,6 |
Schwerin | 8 979 | 0,8 |
Erfurt | 8 315 | 0,7 |
Gera | 5 423 | 0,5 |
Suhl | 2192 | 0,3 |
Schwerpunktmäßig konzentrierten sich die Einreisen Westberliner Bürger auf die Tage vom 20.5.1972 (Pfingstsonnabend) bis 22.5.1972 (Pfingstmontag), an denen 78 % aller Einreisen im abgeschlossenen Besuchszeitraum erfolgten.
Dazu folgende Übersicht:
Tag | Eingereiste Westberliner Bürger | davon eingereist Hauptstadt | davon eingereist Bezirke der DDR |
|---|---|---|---|
20.5.1972 | 275 499 | 92 163 | 183 336 |
21.5.1972 | 136 218 | 70 637 | 65 581 |
22.5.1972 | 63 230 | 37 583 | 25 647 |
Gesamt: | 474 947 | 200 383 | 274 564 |
Die Mehrzahl der im Zeitraum vom 17. bis 24. Mai 1972 eingereisten Westberliner Bürger, die eine Genehmigung zu einem zwei- bis bzw. dreitägigen Aufenthalt in der DDR erhalten hatten, hat von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.
Daraus ergibt sich, dass sich an den einzelnen Tagen des abgeschlossenen Reise- und Besuchszeitraumes in folgendem Umfang Westberliner Bürger in der DDR aufgehalten haben:
Tag | Aufenthältliche Westberliner Bürger (DDR insgesamt) | Aufenthältliche Westberliner Bürger (davon in der Hauptsatdt) |
|---|---|---|
17.5.1972 | 20 946 | 10 464 |
18.5.1972 | 28 423 | 13 218 |
19.5.1972 | 63 672 | 23 375 |
20.5.1972 | 318 465 | 105 610 |
21.5.1972 | 383 146 | 147 474 |
22.5.1972 | 310 208 | 118 098 |
23.5.1972 | 81 790 | 36 168 |
24.5.1972 | 32 125 | 20 831 |
Darüber hinaus hielten sich an den Schwerpunkttagen 20. bis 22.5.1972 täglich noch ca. 50 bis 60 000 Bürger der BRD sowie sozialistischer und nichtsozialistischer Staaten in der DDR auf.
Nach Beendigung des Besuchszeitraumes vom 17. bis 24. Mai 1972 ist festzustellen, dass 92 176 erteilte Einreisegenehmigungen (=13 %) nicht genutzt worden sind, wofür folgende Gründe charakteristisch waren:
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Nach erfolgter Ratifizierung der Verträge der Sowjetunion3 und der VR Polen4 mit der BRD durch den Bundestag5 und der dadurch absehbaren Dauerregelung für Einreisen in die DDR, nahmen ein Teil Westberliner Bürger, besonders aufgrund des zu erwartenden Reise- und Besucherstromes in der Pfingstperiode, Abstand von der Nutzung ihrer Reise- und Besuchsmöglichkeiten.
(Ein Teil Westberliner wie auch DDR-Bürger beantragte Einreisen auf »Reserve« in der Zeit, als hinsichtlich der Ratifizierung der Verträge durch den Bundestag ein negatives Ergebnis nicht ausgeschlossen werden konnte und deshalb ein erneutes Entgegenkommen der DDR bezüglich der Reise- und Besuchsmöglichkeiten für Westberliner Bürger vorerst nicht absehbar war).
- –
Im bestimmten Umfang wurden Einreiseanträge doppelt gestellt – sowohl durch DDR-Antragsteller als auch durch den Westberliner Bürger selbst – ohne vorherige gegenseitige Abstimmung.
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Das besonders am Pfingstsonnabend ungünstige Reisewetter und der starke Andrang in der Einreise an den Grenzübergangsstellen hat besonders einen Teil derjenigen Westberliner Bürger, die für einen eintägigen touristischen Aufenthalt in die DDR einreisen wollten, veranlasst, von der Einreise Abstand zu nehmen.
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Mehrfach erfolgten Rücktritte von der Einreise aus den verschiedenartigsten familiären Gründen.
Mit Abschluss des Reise- und Besucherzeitraumes vom 17. bis 24. Mai 1972 befinden sich mit Stand vom 25.5.1972, 2.00 Uhr, insgesamt noch 152 der in diesem Zeitraum eingereisten Westberliner Bürger in der DDR.
Dabei handelt es sich überwiegend um Westberliner Bürger, die während ihres Aufenthaltes in der DDR erkrankten bzw. um solche Fälle, bei denen aus dringenden familiären und humanitären Gründen dem Ersuchen Westberliner Bürger bzw. ihrer Gastgeber in der DDR auf Verlängerung der Aufenthaltsdauer nach Prüfung der dafür vorliegenden Gründe durch die zuständigen staatlichen Organe der DDR stattgegeben wurde.
Die Abfertigung des Ein- und Ausreiseverkehrs Westberliner Bürger sowie des wechselseitigen Transitverkehrs zwischen der BRD und Westberlin über die Grenzübergangsstellen der DDR verlief insgesamt zügig und reibungslos.
Auch an den Schwerpunkttagen 20. bis 22.5.1972 kam es trotz der starken Reise- und Verkehrsströme an den Grenzübergangsstellen der DDR zu keinen übermäßigen Wartezeiten.
Häufig äußerten sich ein- und ausreisende Westberliner Bürger sowie Transitreisende aus der BRD und Westberlin anerkennend über die zügige, korrekte und höfliche Abfertigung an den Grenzübergangsstellen der DDR.
Die größte Frequenz der Abfertigung des Ein- und Ausreiseverkehrs Westberliner Bürger war über die Grenzübergangsstellen Bahnhof Friedrichstraße, Bornholmer Straße, Sonnenallee, Drewitz, Staaken und Rudower Chaussee zu verzeichnen, über die 85 % des gesamten Ein- und Ausreiseverkehrs Westberliner Bürger in der Zeit vom 17. bis 24. Mai 1972 abgefertigt wurden.
Dazu folgende Übersicht:
[GÜST] | Abfertigungshandlungen im Ein- und Ausreiseverkehr Westberliner Bürger (17. bis 24. Mai 1972) Personen | Abfertigungshandlungen im Ein- und Ausreiseverkehr Westberliner Bürger (17. bis 24. Mai 1972) Kfz |
|---|---|---|
Bahnhof Friedrichstraße | 470 831 | – |
Bornholmer Straße | 101 662 | 20 722 |
Sonnenallee | 94 811 | 19 669 |
Drewitz | 170 612 | 45 278 |
Staaken | 110 178 | 27 909 |
Rudower Chaussee | 93 690 | 30 442 |
Die durch die Zollverwaltung der DDR während der Grenzpassage getroffenen Feststellungen über die Ein- und Ausfuhr von Waren durch Westberliner Bürger ergaben, dass die Zollbestimmungen der DDR im Wesentlichen eingehalten wurden.
In der Zeit vom 17.5. bis 24.5.1972 wurden im wechselseitigen Transitverkehr zwischen der BRD und Westberlin 335 072 Personen und 123 057 Kfz abgefertigt.
Diese Transitreisenden untergliedern sich in
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158 081 Bürger der BRD,
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154 957 Bürger Westberlins,
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18 367 Bürger nichtsozialistischer Staaten,
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3 667 Bürger sozialistischer Staaten.
Eine Steigerung gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres ist in der Anzahl der am Transit beteiligten Bürger der BRD um 30 % festzustellen.
Die bereits in den vorherigen Informationen getroffene Einschätzung über eine rückläufige Tendenz der im Transitverkehr abgefertigten Westberliner Bürger hat in vollem Umfang für den gesamten Pfingstzeitraum Gültigkeit und steht im Zusammenhang mit der verstärkten Nutzung der Reise- und Besuchsmöglichkeiten Westberliner Bürger in die DDR.
Bei den im Transitverkehr abgefertigten Kraftfahrzeugen handelte es sich um
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106 208 Pkw,
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15 100 Lkw,
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1 385 KOM.
Das entspricht einer Steigerung in der Kfz-Abfertigung um 12 % gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres.
Im Zeitraum vom 17. bis 24. Mai 1972 wurden im wechselseitigen Transitverkehr zwischen der BRD und Westberlin 34 Erlaubnisse für die Durchfuhr von Autotelefonen und Funkgeräten sowie drei Genehmigungen zum Mitführen von Schusswaffen und Munition im Transitverkehr erteilt.
In der Transportabwicklung des Ein- und Ausreiseverkehrs Westberliner Bürger sowie des wechselseitigen Transitverkehrs zwischen der BRD und Westberlin kam es zu keinen ernsthaften Störungen. Auch die besonders in der Zeit vom 20. bis 22. Mai 1972 starken Reise- und Verkehrsströme konnten im Wesentlichen zügig und ohne größere Vorkommnisse bewältigt werden.
Die im Zusammenwirken mit dem Ministerium des Innern und dem Ministerium für Verkehrswesen getroffenen Maßnahmen zur reibungslosen Abwicklung der Reise- und Verkehrsströme erwiesen sich als zweckmäßig.
Es kann festgestellt werden, dass die innere Ordnung und Sicherheit in der DDR unter allen Bedingungen gewährleistet war.
Die übergroße Mehrzahl der in die DDR eingereisten Westberliner Bürger hat sich während des Aufenthaltes in der DDR diszipliniert verhalten.
Die in einzelnen Fällen durch westdeutsche und Westberliner Bürger verursachten Vorkommnisse und Verletzungen gesetzlicher Bestimmungen der DDR wurden dokumentiert und Maßnahmen zur weiteren Aufklärung eingeleitet.
Die durch die Schutz- und Sicherheitsorgane getroffenen umfangreichen vorbeugenden Maßnahmen, insbesondere das enge Zusammenwirken der an der Lösung der Aufgaben beteiligten Organe, haben sich bewährt.
Die zum Einsatz gekommenen Angehörigen und freiwilligen Helfer der Schutz- und Sicherheitsorgane, die Mitarbeiter der Zollverwaltung als auch die Mitarbeiter des Ministeriums für Verkehrswesen haben die gestellten Aufgaben mit hoher Einsatzbereitschaft und diszipliniert erfüllt.