Erwartete Einreisen Westberliner in die DDR (29.3.–5.4.)
24. März 1972
Information Nr. 285/72 über die im Zusammenhang mit der Einreise Westberliner Bürger in die DDR im Zeitraum vom 29. März bis 5. April 1972 zu erwartenden Reiseströme und einige damit verbundene Probleme
Unter Zugrundelegung der gegenwärtig vorliegenden und noch absehbaren Anträge für die Einreise Westberliner Bürger in die DDR1 ergeben sich folgende Erkenntnisse:
1. Von den im Zeitraum vom 29.3. bis 5.4.1972 insgesamt einreisenden Westberliner Bürgern werden etwa 350 [000] bis 380 000 Westberliner Bürger (einschließlich Kinder) ohne Benutzung von Kraftfahrzeugen in die DDR einreisen.
Davon konzentrieren sich ca. 250 000 bis 260 000 einreisende Personen auf die Hauptstadt der DDR und ca. 110 000 bis 130 000 einreisende Personen auf die Bezirke der DDR.
Schwerpunkte der absehbaren Einreisen ohne Benutzung von Kraftfahrzeugen in die Bezirke der DDR werden der Bezirk Potsdam (ca. 60 000 Personen) und der Bezirk Frankfurt (Oder) (ca. 27 000 Personen) bilden.
In die übrigen Bezirke der DDR, die nicht unmittelbar an die Hauptstadt der DDR oder Westberlin angrenzen, werden insgesamt etwa 35 000 bis 45 000 Personen ohne Benutzung von Kraftfahrzeugen einreisen.
Bei diesen Zahlenangaben ist zu berücksichtigen, dass keine konkreten Angaben darüber vorliegen, welche Beförderungsmittel die Westberliner Bürger benutzen wollen; ein Teil der ohne Kfz einreisenden Westberliner Bürger wird direkt von den in den Bezirken der DDR wohnhaften Verwandten/Bekannten mit deren Kfz abgeholt werden.
2. Im Zeitraum vom 29.3. bis 5.4.1972 sind über die Grenzübergangsstellen in die Hauptstadt der DDR und in den Bezirk Potsdam in folgendem Umfang Einreisen von Westberliner Bürgern ohne Benutzung von Kraftfahrzeugen zu erwarten:
GÜST | 29.3. Fußg[änger] | 30.3. Fußg[änger] | 31.3. Fußg[änger] | 1.4. Fußg[änger] | 2.4. Fußg[änger] | 3.4. Fußg[änger] | 4.4. Fußg[änger] | 5.4. Fußg[änger] |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Bornholmer Straße | 1 200 | 1 500 | 12 000 | 9 000 | 6 500 | 3 000 | 1 100 | 1 500 |
Chausseestraße | 1 000 | 1 000 | 6 000 | 4 000 | 3 100 | 2 000 | 1 000 | 700 |
Invalidenstraße | 700 | 750 | 5 000 | 4 000 | 3 000 | 1 500 | 1 000 | 600 |
Bf. Friedrichstraße | 6 000 | 7 000 | 52 000 | 40 000 | 33 000 | 16 000 | 10 500 | 6 500 |
Oberbaumbrücke | 1 000 | 1 200 | 10 000 | 7 500 | 6 000 | 3 500 | 2 000 | 1 300 |
Sonnenallee | 1 000 | 1 000 | 7 200 | 6 000 | 5 000 | 2 000 | 1 500 | 900 |
Rudower Chaussee | 400 | 450 | 3 000 | 2 100 | 1 700 | 1 000 | 600 | 350 |
Drewitz | 600 | 600 | 4 000 | 3 200 | 3 000 | 1 500 | 750 | 500 |
Staaken | 400 | 450 | 3 000 | 3 000 | 2 100 | 1 000 | 700 | 450 |
3. Hinweise auf zu erwartende Reiseströme von Westberliner Bürgern, die ohne Benutzung von Kraftfahrzeugen in die Bezirke der DDR einzureisen beabsichtigen (mit Ausnahme der Hauptstadt Berlin sowie der Bezirke Potsdam und Frankfurt (Oder))
Nach der bisher vorliegenden Übersicht wird sich die Einreise Westberliner Bürger ohne Benutzung von Kraftfahrzeugen auf den 31.3. (Karfreitag) und 1.4. (Ostersonnabend) konzentrieren, während für die Rückreise der 1.4. (Ostersonnabend), 2.4. (Ostersonntag) und 3.4. (Montag) Schwerpunkte darstellen.
3.1. Für die Einreise Westberliner Bürger in die Bezirke der DDR zeichnen sich folgende zu erwartende Reiseströme ab:
Am 29. und 30.3.1972, den ersten beiden Einreisetagen (Mittwoch, Donnerstag) liegen die zu erwartenden Einreisen Westberliner Bürger ohne Benutzung von Kfz in alle Bezirke (ohne Hauptstadt Berlin, Potsdam und Frankfurt (Oder)) unter 300 Personen.
An den Schwerpunkttagen der Einreise (31.3. und 1.4.1972) zeichnen sich folgende Reiseströme in die Bezirke der DDR ab:
Bezirk | 31.3.1972 | 1.4.1972 | 2.4.1972 |
---|---|---|---|
Rostock | ca. 1 000 | ca. 1 500 | ca. 1 000 |
Schwerin | ca. 1 500 | ca. 800 | ca. 300 |
Neubrandenburg | ca. 3 000 | ca. 2 000 | ca. 300 |
Cottbus | ca. 3 200 | ca. 2 500 | ca. 600 |
Magdeburg | ca. 2 500 | ca. 1 600 | ca. 500 |
Dresden | ca. 2 500 | ca. 1 500 | ca. 300 |
Erfurt | ca. 1 500 | ca. 800 | ca. 100 |
Gera | ca. 1 000 | ca. 500 | ca. 100 |
Halle | ca. 2 500 | ca. 2 000 | ca. 300 |
Leipzig | ca. 1 700 | ca. 2 000 | ca. 400 |
Karl-Marx-Stadt2 | ca. 1 600 | ca. 2 200 | ca. 100 |
Suhl | ca. 150 | ca. 150 | unter 50 |
Am 3.4.1972 (Montag) ergeben sich keine Schwerpunkte. Mit Ausnahme der zu erwartenden Einreisen in die Bezirke Rostock (400 Personen), Dresden und Halle (je 200 Personen) liegen die Einreisen in die übrigen Bezirke bei ca. 100 bis 150 Personen und in die Bezirke Gera und Suhl noch darunter.
Am 4.4. und 5.4.1972 sind noch geringere Einreisen in die Bezirke zu erwarten.
3.2. Bei der Bestimmung möglicher Rückreiseströme Westberliner Bürger aus den Bezirken der DDR ist zu berücksichtigen, dass der größte Teil der Westberliner Bürger einen zwei- bis dreitägigen Aufenthalt beantragt hat.
Daraus ergibt sich, dass bei der Rückreise Westberliner Bürger bestimmte Konzentrationen auftreten können, da an einem Tag sowohl die Personen zurückreisen werden, die nur für einen Tag eingereist waren, als auch jene Personen, deren zwei- bzw. dreitägiger Aufenthalt an diesem Tag endet.
(Die entsprechenden Zahlenübersichten über die zu erwartenden Rückreiseströme Westberliner Bürger aus den Bezirken der DDR liegen am 27.3.1972 vor und werden nachgereicht.)
4. Im Zusammenhang mit den Einreisen der Westberliner Bürger weiter zu beachtenden Problemen, insbesondere auf die Einreisen mit Kfz bezogen
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Sicherung der Eindeutigkeit und Übersichtlichkeit der Verkehrsleiteinrichtungen auf den Hauptmagistralen des zu erwartenden Ein- und Ausreiseverkehrs und in den hauptsächlichen Bewegungsräumen (Stadtzentrum, touristische, kulturelle und gastronomische Konzentrationspunkte, aber auch neue Einzugsbereiche wie Grenzübergangsstelle Rudower Chaussee, über die in der Vergangenheit nur ein geringer Fahrzeugverkehr erfolgte).
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Gewährleistung eines ausreichenden Einsatzes von Abfertigungskräften, Verkehrsregulierern u. a. Kräften der an der Abwicklung des Verkehrs beteiligten Betriebe im Zusammenwirken mit den Einsatzkräften der DVP, den freiwilligen Helfern usw.
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Freihaltung der Verkehrsflächen auf den Hauptmagistralen und in den hauptsächlichen Bewegungsräumen von parkenden Fahrzeugen (Parkverbot in den Zufahrtstraßen zu den Grenzübergangsstellen).
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Weitgehende Vermeidung von Verkehrseinschränkungen und -umleitungen in den o. g. Bereichen (keine Aufnahme von Straßenbauarbeiten bzw. rechtzeitiger Abschluss derartiger Arbeiten).
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Erweiterung der Tankmöglichkeiten, vor allem an den Schwerpunkttagen der Einreise. (Außer den Intertankstellen3 sollten zeitweilig weitere Tankstellen zur Sicherung des von den Fahrzeugbesitzern der DDR verursachten Bedarfs geöffnet sein).
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Gewährleistung der notwendigen Sauberhaltung der S- und Fernbahnhöfe sowie der Hauptverkehrsstraßen.