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Gegnerische Aktivitäten bei Olympischen Spielen in München

2. August 1972
Hinweise über Pläne, Absichten, Maßnahmen und andere gegnerische Aktivitäten gegen die DDR und verschiedene sozialistische Staaten unter Missbrauch der Olympischen Sommerspiele 1972 in München [Bericht K 32a]

Im Verlaufe der Vorbereitungsperiode auf die Olympischen Sommerspiele 19721 wurde eine Anzahl feindlicher Pläne, Absichten, Maßnahmen und gegnerischer Aktivitäten insbesondere von Geheimdiensten und anderen volksfeindlichen Organisationen, Parteien, Gesellschaften u. a. bekannt, die darauf hindeuten, dass der Gegner versuchen wird, die Olympischen Sommerspiele 1972 in München gegen die DDR sowie andere sozialistische Staaten zu missbrauchen.

1. Bisherige Erkenntnisse zu Aktivitäten imperialistischer Geheimdienste

Die bisherigen Hinweise zu Aktivitäten imperialistischer Geheimdienste lassen erkennen, dass ihre Tätigkeit sowohl auf die Durchsetzung unmittelbar damit verbundener politischer Ziele Bonner Regierungsstellen als auch auf die Nutzung dieser internationalen Großveranstaltung für eigene subversive Zwecke und Ziele ausgerichtet ist.

So spielt seit ca.1971 in den Aufklärungsschwerpunkten des BND und des CIA in zunehmendem Maße die Erkundung der gesamten Vorbereitungsmaßnahmen der DDR im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen eine Rolle wie z. B.:

  • Vorbereitung und Durchführung von propagandistischen Maßnahmen der DDR, außenpolitische Aktivitäten der DDR und entsprechende Veröffentlichungen, Beschaffung dieser Veröffentlichungen;

  • Umfang der finanziellen und materiellen Sicherstellung einschließlich der vorgesehenen Lösung der Transportprobleme;

  • Angaben zur Zusammensetzung der DDR-Olympiamannschaft einschließlich der Funktionäre und Betreuer, Charakterisierung einzelner Teilnehmer.

Gleichzeitig ist vor allem der BND an der Aufklärung der Personen interessiert, die als Zuschauer, Betreuer und Kulturschaffende an den Olympischen Spielen teilnehmen, um sich frühzeitig einen Überblick zu den anreisenden Personen zu verschaffen.

Speziell war bzw. ist der BND an Informationen zu folgenden Problemen interessiert:

  • Gesichtspunkte der Zusammenstellung der DDR-Delegation;

  • Anteil der hauptamtlichen Parteifunktionäre, von Arbeitern und Jugendlichen;

  • Einsatz welcher Mitarbeiter des MfS als Sicherungskräfte;

  • Vorbereitung der Teilnehmer auf den Aufenthalt in der BRD, Hinweise auf Schulungen u. Ä.

Es gibt Anzeichen dafür, dass der BND zu den Olympischen Spielen in München einen Sonderstab bildet, der Maßnahmen koordiniert, erforderliche Lageeinschätzungen vornimmt und von dem aus erforderliche Operationen gegen Teilnehmer bzw. Zuschauer der Olympischen Spiele aus sozialistischen Staaten geleitet werden.

Vorliegenden Hinweisen zufolge verspricht sich der BND viel von den Gesprächen und dem Kennenlernen besonders der Teilnehmer aus der DDR. Zwar wird betont, dass dieser Personenkreis sicher besonders geschult und überprüft sei, aber man werde sich entsprechend auf diese Tatsache einstellen.

Aus Instruktionen von Geheimdienstmitarbeitern an einzelne Spione, sich zu bemühen, eventuell als Zuschauer nach München zu kommen, ist zu schlussfolgern, dass die Möglichkeiten von persönlichen Zusammenkünften während des genannten Zeitraumes nicht auszuschließen sind. (Konkrete Hinweise dazu sind noch nicht bekannt.)

Gleichermaßen treffen das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), der Militärische Abschirmdienst (MAD) und die Politische Polizei ebenfalls umfangreiche Vorbereitungen, die die »innere Sicherheit« während der Olympischen Spiele gewährleisten sollen. Die genannten Organe konzentrieren sich in erster Linie darauf, Aktionen anarchistischer in- und ausländischer Gruppen, das Auftreten fortschrittlicher Kräfte sowie die Tätigkeit sozialistischer Sicherheitsorgane zu unterbinden.

Zu diesem Zweck werden beim BfV und MAD Einsatzgruppen zusammengestellt und nach München abgeordnet. Dort verstärken sie insbesondere die Kräfte des LfV Bayern und der MAD-Gruppe V.

Es sollen zusätzlich Observationsgruppen gebildet und in enger Koordinierung der beteiligten Kräfte eingesetzt werden. (Zuverlässig wurde z. B. bekannt, dass das gesamte Observationskommando des BfV Köln während der Olympischen Sommerspiele 1972 in München zum Einsatz kommen soll.)

Die Koordinierungszentrale befindet sich voraussichtlich im Landeskriminalamt Bayern in München.

In diese Zusammenarbeit ist der BND nur begrenzt einbezogen. Neben den Koordinierungsfestlegungen führen die Geheimdienste jedoch eigenständig operative Maßnahmen durch.

In diesem Zusammenhang sind folgende bekannt gewordene Aktivitäten der Politischen Polizei politisch-operativ beachtenswert:

Die Politische Polizei des Landes Hessen stellt voraussichtlich während der Olympischen Spiele keine Beamten nach München ab, da diese hauptsächlich zur Absicherung des Flughafens Frankfurt/Main eingesetzt würden.

Neben Aktionen von Rechtsterroristen und Emigrantengruppen (insbesondere Jugoslawen) rechne man damit, dass die einreisenden Besucher aus den osteuropäischen Ländern und aus der DDR ihre offizielle Anwesenheit nutzen würden, um nachrichtendienstliche und politische Kontakte aufzunehmen bzw. aufzubauen.

Da die Zahl der erwarteten Besucher aus diesen Ländern die Möglichkeiten einer abwehrmäßigen Kontrolle überschreiten werde, soll bereits auf den Flughäfen der BRD eine lückenlose Erfassung beginnen.

In diesem Zusammenhang wurde darauf orientiert, keine spektakulären Maßnahmen gegen Personen aus den genannten Ländern durchzuführen, auch dann nicht, wenn ein gewisser Verdacht bestehe. In solchen Fällen sollen vor allem die Verbindungen in der BRD aufgeklärt werden.

Zuverlässig wurde weiter bekannt, dass die westdeutschen Ausländerbehörden vor der Erteilung der Aufenthaltserlaubnis die Personenangaben aller in die BRD einreisenden Bürger aus sozialistischen Staaten einschließlich Jugoslawien – mit Ausnahme der DDR – bei der Politischen Polizei überprüfen lassen. Dort erfolge eine Überprüfung in den Karteien und eine sofortige FS-Mitteilung an die Sicherungsgruppe Bad Godesberg sowie das zuständige Landesamt für Verfassungsschutz. Den Ausländerbehörden werde durch die Politische Polizei mitgeteilt, ob Anhaltspunkte gegen die geplante Einreise vorlägen. Danach stelle die Ausländerbehörde die »ausländerbehördliche Bescheinigung« zur Erlangung des Visums aus. Jede Einreise werde von der Sicherungsgruppe Bad Godesberg zentral registriert.

Bis Mai 1972 habe die Politische Polizei alle diese Einreiseanträge an die zuständige CIA-Dienststelle geben müssen.

Ab Juni 1972 gingen alle diese Einreiseanträge ohne Ausnahme an die zuständige Verbindungsstelle des BND und darüber hinaus die Anträge polnischer und tschechoslowakischer Staatsbürger weiter an die CIA.

2. Zur Rolle der in München stationierten Hetzsender, verschiedener Emigrantenorganisationen und Landsmannschaftsverbände

Mitte Oktober 1971 äußerte sich Daume2 zur Tätigkeit der Sender »Radio Freies Europa«3 und »Radio Liberty«,4 dass den beiden Sendern empfohlen worden sei, Konflikte zu vermeiden, die »zu unerfreulichen Diskussionen während der Olympischen Spiele beitragen könnten«. Beide Sender hätten sich schriftlich gegenüber dem IOC verpflichtet, in ihrer Darstellung auch die Regeln des IOC zu respektieren.

Auch das Organisationskomitee der Olympischen Spiele glaube, dass durch die Akkreditierung dieser Sender zu den Olympischen Spielen die Einhaltung der olympischen Regeln durch diese sichergestellt sei.

Vorliegende Hinweise zu tatsächlich geplanten Aktivitäten der Hetzsender während der Olympischen Spiele lassen jedoch darauf schließen, dass die abgegebene offizielle Erklärung der Vertreter beider Sender, einen sogenannten olympischen Waffenstillstand einzuhalten, lediglich ein taktisches Manöver ist.

Beide Sender bereiten unter Anwendung konspirativer Methoden feindliche Aktionen gegen die Olympia-Delegationen und Touristen aus sozialistischen Ländern vor.

So sollen geeignete Mitarbeiter beider Sender und auch von Emigrantenorganisationen mit entsprechenden Sprachkenntnissen als Betreuer der Sportler und Touristen eingeschleust werden. Zu diesem Zweck wurden in einer Reihe von Fällen – konkret bei »Radio Liberty« bekannt geworden – spezielle Lehrgänge organisiert, in deren Verlauf den Teilnehmern neben Sprachunterricht auch Grundkenntnisse über den Marxismus-Leninismus und taktische Verhaltensregeln zur Herstellung von Kontakten mit Bürgern aus sozialistischen Ländern vermittelt wurden.

Die Teilnehmer solcher Lehrgänge wurden weiter instruiert, auf keinen Fall ihre Zugehörigkeit zum Personal der Sender zu offenbaren, sondern sich als Vertreter von Jugend- und Studentenorganisationen auszugeben, die mit der UdSSR und den anderen sozialistischen Ländern »sympathisieren«.

Gleichzeitig wurde diesem Personenkreis empfohlen,

  • sich nur mit Vornamen vorzustellen,

  • sich nicht auffällig zu kleiden,

  • sich einfach und ungezwungen zu bewegen und

  • bei »Zweckmäßigkeit« mit dem Spendieren von Spirituosen für Bürger sozialistischer Staaten nicht zu geizen.

Bei Gesprächen zu politischen Themen sollen sich diese Personen zunächst zurückhaltend und neutral verhalten.

Zur besseren Geheimhaltung ihrer tatsächlichen Tätigkeit wurden verschiedene Mitarbeiter der genannten Sender z. B. bei der Firma Siemens untergebracht.

Andere sind als Journalisten der Münchner Lokalpresse abgedeckt und mit entsprechenden Presseausweisen versehen.

Darüber hinaus wurde beim Sender »Radio Liberty« im Mai 1972 eine »Olympische Sommergruppe« unter Leitung des ehemaligen Sowjetbürgers Patruschew, Petr,5 gebildet.

Die Gruppe beabsichtigt, vor allem sowjetische Sportler und Touristen durch persönliche Kontakte und feindliches Propagandamaterial ideologisch negativ zu beeinflussen.

(Patruschew ist beim Olympischen Pressezentrum offiziell akkreditiert.)

Der geheime Abhördienst von »Radio Liberty« – der sogenannte Y-Raum – wurde in die Kaserne der US-Armee in München, Tegernseer Landstraße verlegt, wo sich auch der Abhördienst der militärischen Zweige des US-Geheimdienstes befinden soll. Es sei geplant, während der Olympischen Spiele im Wesentlichen alle Telefonverbindungen abzuhören.

Im Zusammenhang mit der Vorbereitung und Durchführung der Olympischen Spiele in München wurden folgende Pläne und Absichten von Emigrantenorganisationen bzw. Landsmannschaftsverbänden in Westdeutschland bekannt:

Insgesamt sind bei der Mehrzahl der Emigrantenorganisationen Bestrebungen erkennbar, während der Olympischen Spiele möglichst viele Emigranten aus den sozialistischen Ländern, die sich im westlichen Ausland aufhalten, in München zu konzentrieren und Massenaktionen und Demonstrationen zu organisieren. Das politische Hauptziel bestehe vor allem darin, die UdSSR als »Aggressor und Okkupant« zu verleumden.

Vom »Verband der freien Presse«,6 der die Emigrantenpresse in der BRD vereinigt, ist die Einrichtung einer »Informationszentrale« geplant. Diese »Informationszentrale« hat die Aufgabe, eine breite Propagandakampagne unter den Sportlern und Touristen aus sozialistischen Ländern durchzuführen.

Allen Mitgliedern und nationalen Gruppen dieses Dachverbandes der Emigrantenpresse in der BRD wurde es zur Pflicht gemacht, die »Informationszentrale« mit der entsprechenden Literatur, Flugblättern, Plakaten, Broschüren usw. in den verschiedenen Sprachen der sozialistischen Länder ausreichend zu versorgen. Für die Unterbringung der »Informationszentrale« sollen entsprechende Räumlichkeiten in München beschafft werden. (Der vorgesehene Sitz ist zurzeit noch nicht bekannt.)

Es liegen weitere Hinweise vor, wonach Organisationen der ukrainischen und litauischen Nationalisten in der BRD gezielte Maßnahmen gegen Sportler und Touristen aus diesen Sowjetrepubliken planen.

So wurde Mitte Juli 1972 zuverlässig bekannt, dass die »Organisation Ukrainischer Nationalkommunisten« (OUN-B)7 und eine Organisation der Exil-Kroaten in der BRD während der Olympischen Spiele gemeinsame Aktionen planen.

Für die Durchführung dieser Aktionen zeichnet die Jugendorganisation SUM8 der OUN-B verantwortlich. Der dafür benannte Leiter sei der Student Roman Schuper9 (OUN-B).

(Im Frühjahr 1972 haben entsprechende Zusammenkünfte vorgenannter Exilgruppen in Düsseldorf, Bielefeld und Mannheim stattgefunden.)

Folgende Einzelheiten zu diesen Aktionen wurden bisher bekannt:

  • Verteilung von Flugblättern in verschiedenen Sprachen an Sportler und Besucher der Olympischen Spiele;

  • Durchführung kultureller Veranstaltungen durch Ensembles der SUM aus Toronto/Kanada sowie Teilnahme deren Mitglieder (ca. 140 Personen) an Demonstrationen in München;

  • Organisierung von antisowjetischen und antijugoslawischen Demonstrationen im Bereich der olympischen Anlagen, wobei Verhaftungen entsprechend dem »Gesetz zur Wahrung des olympischen Friedens«10 eingeplant seien, um einen noch »größeren Effekt« zu erzielen.

Weitere Hinweise lassen darauf schließen, dass die »Union der ukrainischen Jugend« beabsichtigt, während der Olympischen Spiele in München ihren »Weltkongress« durchzuführen.

Aus führenden CSU-Kreisen in München wurde ferner bekannt, dass Vertreter der sudetendeutschen Landsmannschaft an den CSU-Landesvorstand herangetreten seien, um ihre Dienste für die Olympischen Spiele anzubieten. So bestünde die Absicht, ČSSR-Spitzensportler zum Überlaufen nach Westdeutschland zu bewegen. Der CSU-Vorstand habe das mit der Begründung abgelehnt, dass hier nicht unmittelbar »nationale« Probleme im Vordergrund stünden, wie bei DDR-Sportlern.

Gegen polnische Sportler sollen nach bisher vorliegenden ersten Hinweisen ehemalige polnische Sportfunktionäre ausgenutzt werden, die nach 1968 aus der VR Polen emigriert seien und sich gegenwärtig in der BRD aufhalten.

3. Zu bisher bekannt gewordenen Maßnahmen der ideologischen Beeinflussung, der Kontaktierung und eventuellen Abwerbung von Bürgern der DDR und anderer sozialistischer Staaten:

Aus vorliegenden internen Angaben, teilweise noch sehr allgemein gehaltenen Informationen und bisher nicht bestätigten Einzelhinweisen geht hervor, dass Organe der Bundesregierung, der Bonner Parteien, der westdeutschen Sportführung sowie die verschiedensten Organisationen und Gesellschaften in der BRD in Vorbereitung und Durchführung der Olympischen Spiele Aktivitäten entwickeln, die – teilweise in raffiniert getarnter Form – darauf gerichtet sind,

  • Bürger der DDR mit nationalistischen Parolen im Sinne der Politik der Bundesregierung gegenüber der DDR zu konfrontieren und in dieser Richtung »Gespräche« mit ihnen zu führen;

  • unter Ausnutzung vorhandener verwandtschaftlicher Beziehungen gezielte Kontakte zu Bürgern der DDR aufzunehmen und

  • sie sowie Bürger anderer sozialistischer Staaten mithilfe lukrativer Angebote zum eventuellen Verbleib in der BRD zu bewegen.

Die Bundesregierung ist dabei bemüht, sich bei diesem Vorgehen möglichst nicht zu kompromittieren. Bereits zu Beginn des Jahres 1972 wurde in Kreisen des Bundesministeriums für »innerdeutsche Beziehungen« eingeschätzt, dass die Möglichkeiten zu ideologischer Einflussnahme und zur Abwerbung anlässlich der Olympischen Spiele besonders günstig seien, da beispielsweise die Verantwortlichen der DDR-Delegation ihre Sportler nicht in dem Maße »abschirmen« könnten, wie das bei bisherigen Olympiaden sowie Welt- und Europameisterschaften der Fall gewesen sei.

In Vorbereitung und Durchführung der Olympischen Spiele hat die Bundesregierung eine Reihe von Maßnahmen zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und zum Schutze der Sportler und Besucher getroffen.

Das bezieht sich sowohl auf gesetzliche Maßnahmen, wie das »Gesetz zum Schutz des Olympischen Friedens«, als auch auf den verstärkten Einsatz von Kräften der Politischen Polizei, Kriminal-, Schutz- und Bereitschaftspolizei sowie des Bundesgrenzschutzes und der Bundeswehr.

Der Einsatz der Polizei, des Bundesgrenzschutzes und der Bundeswehr beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung sowie die Gewährleistung des ordnungsgemäßen Ablaufs der Olympischen Spiele, sondern schließt auch die abwehrmäßige Kontrolle und Überwachung von Sportlern und Besuchern, besonders aus den sozialistischen Ländern, ein, um

  • Ansatzpunkte zur politisch-ideologischen Einflussnahme auf diese Personen zu finden und Voraussetzungen für eine eventuell spätere Abwerbung zu schaffen sowie

  • mögliche nachrichtendienstliche und politische Kontakte von Personen aus den sozialistischen Ländern, die entweder bestehen oder neu aufgenommen werden sollen, unter Kontrolle zu bekommen.

  • Unter Federführung der »Bundeszentrale für politische Bildung«, die dem Bundesinnenministerium untersteht, sei bereits seit längerer Zeit ein kleiner Kreis von Personen tätig, der sich speziell mit Fragen der Abwerbung von DDR-Sportlern befasse.

Dieser Personenkreis habe zu diesem Zweck gewisse Kriterien erarbeitet, die bei Kontaktaufnahmen zu DDR-Sportlern berücksichtigt werden sollen, wie zum Beispiel

  • DDR-Sportler hielten nicht viel von der Ideologie, aber viel von Geld und

  • DDR-Sportler fühlten sich in ihrer Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt und »beneideten« deshalb die westlichen Sportler.

Deshalb würden nicht nur hohe Geldbeträge, sondern auch günstige berufliche Positionen und entsprechende Wohnungen sowie die Aussicht auf Förderung für den Profisport angeboten.

Besonders ansprechbar seien die DDR-Sportler, bei denen »in der Familie nicht alles stimme.«

Sportler der BRD würden nur insoweit in die Abwerbung eingeschaltet, indem sie vom »schönen Sportlerleben in der BRD« erzählen bzw. eine entsprechende Verbindung herstellen sollen.

Schon abgeworbene Sportler aus der DDR würden zu diesem Zweck nicht verwendet, sie sollten lediglich nach »drüben« berichten, dass es ihnen sehr gut gehe.

Geplant seien in diesem Zusammenhang Einzelaussprachen und Einladungen an Sportler der DDR. Genügend finanzielle Mittel ständen zur Verfügung.

Um bessere Anknüpfungspunkte für die Gesprächsführung zu erlangen, sollen mit Unterstützung von Regierungsdienststellen Verwandte von DDR-Sportlern und DDR-Touristen in der BRD und im westlichen Ausland ermittelt werden, die Auskünfte über bestimmte Charaktereigenschaften, Schwächen, Neigungen usw. erteilen könnten. Dieser Personenkreis würde Einladungen nach München erhalten, um in die Kontaktaufnahme direkt einbezogen zu werden.

Der CSU-Landesvorstand hat auf einer Sitzung im Dezember 1971 empfohlen, »Vertrauensleute« auszuwählen, die sich in München den DDR-Sportlern gegenüber als Berufskollegen ausgeben und sie mit lukrativen beruflichen Positionen und einem großzügigen »Startkapital« in die BRD locken sollen.

Die CSU habe bereits mit Wirtschaftsunternehmen, die die CSU-Politik unterstützen, entsprechende Kontakte aufgenommen. Diese Unternehmen sollten praktisch – je nach Größenordnung – ein oder zwei »Patenfälle« übernehmen.

(z. B. sei dazu der Sportartikel-Konzern »adidas« angesprochen worden.)

In der genannten Sitzung habe der CSU-Vorsitzende Strauß11 gefordert, dass man in München »gesamtdeutsch« tätig werden müsse. Die DDR-Sportler sollten sich ruhig Medaille für Medaille holen. Es solle nur dafür gesorgt werden, dass dann anschließend diese Sportler in der BRD um »politisches Asyl« nachsuchen.

Strauß habe in Pullach12 bereits Dossiers über alle »medaillen-verdächtigen« DDR-Sportler angefordert. Von besonderem Interesse seien die Zivilberufe der Sportler gewesen.

Auf der Vorstandssitzung habe gleichfalls zur Diskussion gestanden, ob nicht auch die sowjetische Olympiamannschaft mit gezielten Aktionen »verunsichert« werden solle. Dafür habe sich jedoch keine Mehrheit gefunden.

Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Stücklen,13 habe dazu argumentiert, dass es unklug wäre, den »Ostblockstaaten« einen Vorwand zu bieten, ihre Teilnahme zurückzuziehen. Wenn man gegen »Russen und Ostdeutsche« gleichzeitig vorgehe, könne die Gegenseite auf eine gezielte Störaktion hinweisen, die dann das Ansehen der BRD empfindlich schädige. Konzentriere man sich ausschließlich auf DDR-Sportler und -Funktionäre, würde das in der Welt als »deutsche« Angelegenheit angesehen.

Im Zusammenhang mit der Frage sogenannter Asylsuchender hat es längere Zeit Differenzen zwischen dem Bonner Auswärtigen Amt und dem Bundesinnenministerium über die künftige Behandlung solcher Personen, insbesondere aus der DDR, gegeben.

Inzwischen sei entschieden worden, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz federführend die Aufnahme, das Personenfeststellungsverfahren und die Weiterleitung außerhalb Bayerns durchführen werde. Anträge sogenannter Asylsuchender werden ab Juni 1972 auch der zuständigen Verbindungsstelle des BND übergeben. (Bei Asylanträgen von polnischen und tschechischen Bürgern sollen die CIA-Dienststellen in der BRD unverzüglich Mitteilung erhalten.)

Auf Vorschlag der bayrischen Landesregierung sollen sogenannte Asylsuchende aus der DDR innerhalb von sechs Stunden von Bayern voraussichtlich nach Baden-Württemberg gebracht werden. (Das Aufnahmelager Zirndorf/Fürth,14 das dem Bundesinnenministerium untersteht, soll während der Olympischen Spiele nur sogenannte Asylsuchende aus Drittländern aufnehmen.)

Aus dem Bereich des Bundesausschusses zur Förderung des Leistungssports wurde zuverlässig bekannt, dass der Bundesausschuss selbst während der Olympischen Sommerspiele keine Störversuche gegen die Olympiamannschaft der DDR durchführen werde.

Durch die Direktion des Ausschusses sei eindeutig festgelegt worden, dass sich nur auf »wissenschaftliche Beobachtungsaufgaben« konzentriert werde.

Diese Festlegung resultiere aus der generellen Orientierung der westdeutschen Sportführung, sich selbst sowie die Olympischen Spiele nicht mit Abwerbungen zu belasten.

Sicher sei allerdings, dass nach den Olympischen Sommerspielen die westdeutschen Spitzenvereine eventuell in Westdeutschland verbleibende Sportler aus der DDR aufnehmen werden. Das betreffe jedoch nur leistungsstarke und perspektivreiche Athleten und nicht solche, die mit den Olympischen Spielen ihre aktive Laufbahn beenden. Größer als an den Aktiven sei offensichtlich jedoch das Interesse an qualifizierten Trainern, da der Bundesausschuss seit einiger Zeit versuche, unausgebildete Trainer aus seinen Reihen zu entlassen. Das gleiche versuche der Ausschuss auch bei den westdeutschen Sportverbänden durchzusetzen.

Im Zusammenhang mit der Aufklärung der näheren Umstände der Republikflucht15 des ehemaligen DDR-Sportlers Reinicke16 wurde zwischenzeitlich bekannt, dass der R. mit der Schleuserbande Löffler17 vereinbart hat, die Ehefrau des R. noch vor den Olympischen Spielen in die BRD zu schleusen.

Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass damit beabsichtigt ist, weitere Mitglieder der DDR-Olympiamannschaft zur Republikflucht zu ermutigen, weil eine solche Aktion »beweise«, dass nach einer Republikflucht tatsächlich die Ehepartner in die BRD nachgezogen würden.

Wie inoffiziell bekannt wurde, seien während der Olympischen Spiele u. a. auch Maßnahmen zur Abwerbung von Radsportlern aus der DDR vorgesehen.

Zu diesem Zweck soll in München unter Leitung des republikflüchtigen ehemaligen Präsidenten des Radsportverbandes der DDR, Scharch,18 ein sogenanntes Vorbereitungskomitee gebildet worden sein. (Diesem soll auch der ehemalige DDR-Radsportler Wiedemann19 angehören.)

Unter Ausnutzung bestehender kommerzieller Verbindungen wurden von verschiedenen Unternehmen Mitarbeiter der Industrie und der Außenwirtschaft der DDR nach München eingeladen. Die Unternehmen sicherten kostenlose Unterbringung, Beschaffung der Eintrittskarten für die Veranstaltungen und sonstige Betreuung zu.

(Die Zusage für die Kartenbeschaffung wurde in der Zwischenzeit von den meisten Firmen wieder zurückgezogen, da dies offensichtlich Schwierigkeiten bereitete.)

Zur Abdeckung des Besuchs der Olympischen Spiele sollen dringend notwendige kommerzielle Verhandlungen vorgeschoben werden bzw. sei die Durchführung wichtiger, interessanter wissenschaftlich-technischer Veranstaltungen in diesem Zeitraum geplant.

Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Einladungen schon Ende 1971 – Anfang 1972 erfolgten, also langfristig vorbereitet und in gewissem Grade organisiert durchgeführt wurden, wobei auch unser Regime-System getestet werden sollte.

Derartige Einladungen wurden u. a. ausgesprochen von den Firmen

  • Knorr-Bremse/München

  • Diemo-Gesellschaft mbH u. Co/Duisburg20

  • Jungers Verkstadts AB21/Göteborg

  • Siemens-Konzern

  • Commerzbanken Frankfurt/Main und Düsseldorf.

(Zur Absicherung des Dienstreiseverkehrs nach der BRD während der Zeit der Olympischen Spiele wurden über die Abteilung Auslandsdienstreisen im Büro des Ministerrates und die Kontrollabteilung im MAW entsprechende Maßnahmen eingeleitet, die eine Koordinierung der Reisetätigkeit durch diese zentralen Organe vorsehen und nur unbedingt notwendige Ausreisen zulassen.)

Ein Generaldirektor Thomas22 aus München (weitere Hinweise sind nicht bekannt) bat Regierungsdienststellen der DDR um Unterstützung bei der Gründung eines Clubs

»Wir interessieren uns unvoreingenommen für die DDR«.

Diesem Club sollen nach Äußerungen des Th. Wirtschaftler, Bankfachleute, Juristen, Pensionäre, Journalisten, Beamte u. a. angehören. Angeblich konnten in kurzer Zeit mehrere Tausend Mitglieder gewonnen werden.

Ziel des Clubs sei es angeblich, »objektive, vorurteilsfreie Informationen aus der DDR zu erhalten«. Das soll durch Informations- und Pressebesprechungen sowie durch Reisen in die DDR erfolgen. Beabsichtigt sei, auch während der Olympischen Spiele solche Informationsveranstaltungen durchzuführen.

Auch durch klerikale Kräfte wird mit großem finanziellem Aufwand eine intensive ökumenische Arbeit während der Olympischen Spiele angestrebt. Schwerpunkt der geplanten Aktivitäten sei es, den teilnehmenden Sportlern und Besuchern »menschliche Dienste zu erweisen«.

Es werde von der These ausgegangen, wonach Leistungssportler bei der »Jagd nach Rekorden seelsorgerischen Leistungen aufgeschlossener gegenüberstehen«.

In diesem Zusammenhang sind eine Anzahl Großveranstaltungen z. B. Gottesdienst im Freien, ökumenisches Jugendlager usw. geplant.

Mehrere Kirchgemeinden in München beabsichtigen, ihre Objekte für die Herstellung »persönlicher Kontakte« zur Verfügung zu stellen.

Durch das Landeskirchenamt in München werde eine Gruppe von ca. 40 Pfarrern zur Betreuung von Sportlern eingesetzt. Zu diesem Zweck soll auch unbedingt ein Pfarrer aus der DDR gewonnen werden.

(In vorgenanntem Abschnitt sind die Aktivitäten westlicher Rundfunk- und Fernsehanstalten sowie der Presseorgane nicht berücksichtigt, weil diese in einem gesonderten Material der ZAIG vom 18.7.197223 bereits ausführlich verarbeitet wurden.)

4. Zu möglichen Störaktionen rechtsradikaler Kräfte während der Olympischen Spiele:

Dem MfS liegen zahlreiche, meist unbestätigte Hinweise vor, wonach rechtsradikale Kräfte in der BRD – vor allem die »Aktion Neue Rechte«24 (ANR) – Störaktionen gegen Teilnehmer und Besucher aus den sozialistischen Staaten während der Olympischen Spiele vorbereiten.

Es sei insbesondere geplant, eine »breite Skala von Methoden des psychologischen und physischen Drucks« anzuwenden. Außerdem ist für die Zeit der Olympischen Spiele in München die Durchführung eines Jugendlagers rechtsradikaler Jugendorganisationen im Raum München geplant.

Die ANR, unter Führung des ehemaligen bayrischen NPD-Landesvorsitzenden Pöhlmann,25 plant nach bisher vorliegenden Informationen während der Olympischen Spiele

  • einen Marsch zum Olympischen Dorf,

  • eine sogenannte Freiheitskundgebung und

  • Flugblattaktionen.

Eine nicht geringe Wirkung verspreche sich Pöhlmann auch von »Terroraktionen«.

Ohne konkrete Festlegung des Zeitpunktes, des Ortes und der beteiligten Personen seien u. a. Aktivitäten in folgender Richtung diskutiert worden:

  • Anschläge auf die DDR-Fahne, wo immer sie aufgezogen werde,

  • Störung der Siegerehrungen für DDR-Sportler, Sprechchöre, demonstrative Verhaltensweisen gegen Flagge und Hymne der DDR,

  • Anbringen von Hetzlosungen gegen die DDR,

  • Behinderung der DDR-Sportler bei Langlauf und Radrenndisziplinen sowie

  • Demoralisierung der DDR-Sportler durch Sprechchöre und Handlautsprecher.

Als Rädelsführer bei den geplanten Aktionen gelte der Vorsitzende der »Neuen Deutschen Jugend«,26 [Vorname Name], geboren [Tag, Monat] 1938, Gastwirt, zurzeit ohne Arbeit, wohnhaft Stuttgart, [Straße, Nr.].

(Der [Name] ist der militanteste Vertreter der derzeitigen ANR-Führung. Er organisierte bereits die »Aktion Widerstand«27 in Stuttgart, die »Aktionsgemeinschaft 17. Juni«28 und die Bewegung »Freiheit für Rudolf Heß«.)29

Ferner wurde in diesem Zusammenhang der Münchner Politologie-Student Viktor Gislo30 genannt, der 1970 beim Kasseler Treffen31 an der gegen die DDR gerichteten Flaggenschändung32 beteiligt war.

In die Vorbereitung dieser Aktionen seien nur wenige Personen einbezogen. Der Landesvorsitzende der ANR Baden-Württemberg, Stöckicht,33 habe erklärt, die Aktionen müssten so durchgeführt werden, dass das »Ansehen der ANR keinen Schaden erleide«.

Die Beteiligten seien verpflichtet, »alles auf die eigene Kappe zu nehmen«.

Weitere Provokationen seien auch gegen Touristen aus der DDR möglich. In der Annahme, dass die DDR-Touristen geschlossen bestimmte Blöcke in den Sportanlagen belegen werden, wollen sich die bereits genannten rechtsextremistischen Kräfte in unmittelbarer Nähe aufhalten und u. a. Flugblätter und Beutel mit Farbe werfen sowie Schlägereien anzetteln.

Auch eine rechtsextreme Gruppe unter Führung des ehemaligen NPD-Funktionärs Liedtke,34 wohnhaft Berlin-Wedding, [Straße, Nr.], plane Aktionen gegen die DDR.

Insbesondere soll es sich dabei um Folgende handeln:

  • Personenschleusungen aus der DDR nach der BRD auf den Transitwegen von Westberlin nach der BRD. Die Vorbereitungen dazu seien abgeschlossen, die erforderlichen Dokumente könnten gefälscht werden;

  • Ein Sportler der DDR-Mannschaft solle mit Waffengewalt entführt und gegen »politische Gefangene« in der DDR ausgetauscht werden.

(Diese Angaben stammen vom »Sicherheitsverantwortlichen« der Liedtke-Gruppe, dem ehemaligen NPD-Funktionär Anders,35 wobei nicht auszuschließen ist, dass es sich bei den Angaben von A. um »Wunschvorstellungen« der Gruppe handelt.)

Auch solche rechtsradikalen Jugendorganisationen wie der »Bund Heimattreuer Jugend«36 (BHJ), die »Wiking-Jugend«37 und die »Blaue Adler-Jugend«38 (BAJ) haben angekündigt, die Olympischen Spiele in München stören zu wollen, wobei man sich besonders auf Sportler und Besucher aus der DDR konzentriere.

Nach Einschätzung der NPD-Führung werde es sich bei den geplanten Aktionen hauptsächlich um Flaggenzwischenfälle besonders gegen die DDR handeln.

Für den Fall, dass höhere Staatsfunktionäre der DDR Gäste der Olympischen Spiele sein werden, würde die NPD auch Aktionen gegen diese unterstützen.

In allen vorgenannten Kreisen sei man sich klar darüber, dass nicht alle Vorhaben realisiert werden können. Den Rädelsführern gehe es offensichtlich vor allem um die Stimmungsmache und die psychologische Vorbereitung ihrer Parteigänger. Sie sollen so »präpariert werden, dass ihnen im geeigneten Moment etwas einfalle und sie selbstständig handeln würden.«

Politisch-operativ beachtenswert sind die im Rahmen der Untersuchungsarbeit des MfS erarbeiteten Hinweise, wonach ehemalige Strafgefangene, die wegen Staatsverbrechen bzw. Straftaten gegen die staatliche Ordnung der DDR zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt waren und in der Zwischenzeit nach Westdeutschland bzw. Westberlin entlassen wurden, Provokationen gegen Mitglieder der DDR-Olympiamannschaft planen.

Die Durchführung dieser Provokationen, wie z. B.

  • Überfälle und körperliche Misshandlungen von Funktionären der DDR-Olympiamannschaft;

  • Schändung der Staatsflagge der DDR und

  • Zusammenrottungen in Wettkampfstätten und Auslösung von Krawallen beim Abspielen der Nationalhymne der DDR,

verfolge das Ziel, sich für die Strafverbüßung in der DDR zu rächen.

Weiter sei vorgesehen, am Vorabend des Beginns der Olympischen Spiele einen Sowjetbürger zu entführen, der sich in einem kapitalistischen Land aufhält, um damit für noch einsitzende Strafgefangene in der DDR eine vorzeitige Haftentlassung nach der BRD zu erzwingen.

5. Zu einigen politisch-operativ beachtenswerten Erscheinungen im Zusammenhang mit zum Olympiakader der DDR gehörenden Spitzensportler

Im Verlaufe der Vorbereitung der DDR-Olympiamannschaft wurden vereinzelte gegnerische Aktivitäten bekannt, die offensichtlich dazu dienen sollen, Spitzensportler der DDR bereits vor Beginn der Spiele psychologisch zu beeinflussen, unsicher zu machen und dadurch ihr Leistungsvermögen herabzumindern.

So wurden in mehreren Fällen Olympiakader der DDR, die gute sportliche Leistungen vollbrachten und politisch konsequent auftraten, von westdeutscher Seite aus massiv bedroht.

(Dazu gehören die Sportler Hoffmeister,39 Pollak40 und Kirst.)41 Die Sportlerin Gunhild Hoffmeister wurde in einem Drohbrief aus Westdeutschland in gemeinster Weise beschimpft.

Mehrere Trainer der westdeutschen Leichtathletik-Schwerpunkte Bayer Leverkusen, USC Mainz und Salamander Kornwestheim interessierten sich intensiv für den Olympiakader Frank Siebeck42 vom SC Leipzig.

Es ist nicht auszuschließen, dass während der Olympischen Spiele versucht wird, Kontaktversuche gegenüber S. zu unternehmen.43

(S. ist ein politisch zuverlässiger Sportler.)

Anlässlich des X. Olympischen Tages der DDR, der am 14.6.1972 im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin stattfand,44 versuchte der Westberliner 400-Meter-Hürdenläufer Büttner45 zum Olympia-Kader Christian Rudolph46 (ebenfalls 400-Meter-Hürdenläufer) vom SC Cottbus Kontakt aufzunehmen.

Da dies dem B., der sich angeblich ohne Wissen seines Trainers in der Hauptstadt der DDR Berlin aufhielt, nicht gelang, versuchte er mehrmals, sich insbesondere gegenüber Sportfunktionären der DDR als »Freund« von Rudolph auszugeben.

Offensichtlich soll das Verhalten des B. dazu dienen, den R. in Misskredit zu bringen und eventuell seinen Einsatz in München zu verhindern.

(Der R. ist ein politisch zuverlässiger Sportler.)

  1. Zum nächsten Dokument Meldung über Proteste von sudanesischen Studenten in der DDR

    7. August 1972
    Information Nr. 747/72 über die Versendung einer INA-Meldung über angebliche Proteste von sudanesischen Studenten in der DDR

  2. Zum vorherigen Dokument Verpuffung im VEB Braunkohlenkombinat »Gustav Sabottka«

    2. August 1972
    Information Nr. 732/72 über eine Verpuffung mit Brandfolge im VEB Braunkohlenkombinat »Gustav Sabottka«, Bitumenfabrik, Amsdorf, [Kreis]Eisleben, [Bezirk] Halle am 1. August 1972