Geplante Provokation des Ratsvorsitzenden zur Synode der EKU
21. April 1972
Information Nr. 385/72 über eine geplante Provokation des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche der Union (EKU) Bischof Fränkel zur Synode der EKU in Magdeburg
Dem MfS wurde im Zusammenhang mit der in der Zeit vom 21.4. bis 23.4.1972 in Magdeburg stattfindenden Synode1 der EKU2 in Magdeburg intern bekannt, dass Bischof Fränkel3 in seinem Bericht den »Nachweis« erbringen wolle, dass sich der »Druck« des Staatsapparates auf die Kirche nach dem VIII. Parteitag4 »wesentlich verschärft« habe.
Fränkel habe in internen Kreisen erklärt, er habe als Beweisführung dafür eine Reihe von Beispielen zusammengetragen. Da nach Ansicht Fränkels kirchliche Amtsträger zur »wahren Situation« in der DDR schweigen würden, werde er den Mut aufbringen, die »wirklichen Realitäten zur Sprache zu bringen«.
Dem MfS wurde weiter intern bekannt, dass Fränkel in Vorbereitung der Synode der EKU in Magdeburg abgelehnt hatte, seinen Bericht, den er vor der Synode zu halten beabsichtigt, mit Bischof Schönherr5 (Vorsitzender des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR),6 Bischof Krusche,7 Magdeburg, oder anderen leitenden Mitarbeitern der EKU zu beraten bzw. abzusprechen, obwohl er von beiden Kirchenpersönlichkeiten darum ersucht worden sei.
Fränkel habe seine Ablehnung damit begründet, er wolle verhindern, dass der Bericht vor Verlesung dem Staatsapparat in die Hände falle.
Im Zusammenhang mit der Erarbeitung des Berichtes durch Fränkel wurde dem MfS ebenfalls intern bekannt, dass Fränkel von einem Pfarrer seines Kirchengebietes einen Bericht angefordert hat. In diesem Bericht machte der Pfarrer Henner-Jürgen Havenstein8 aus Daubitz, Kreis Weißwasser, Mitteilung, dass seine Tochter, Schülerin der zehnten Klasse, wegen ihres Bekenntnisses zum christlichen Glauben bei der Benotung wesentlich benachteiligt wurde.
(Das Mädchen hat in einem Aufsatz zu dem Thema »Welche Schlussfolgerungen leiten Sie als DDR-Bürgerin aus der historischen Mission der DDR für Ihr persönliches Leben ab« auf Veranlassung ihres Vaters unter anderem provokatorisch geschrieben, dass christliche Kinder in der DDR »nicht gleichberechtigt seien.«)
Bereits auf der Synode des Kirchengebietes Görlitz im März 1972 wurden von Bischof Fränkel in großem Umfang Provokationen und Verleumdungen gegen die DDR vorgetragen. Diese Provokationen wurden durch die reaktionäre Westpresse und das Westfernsehen ausgewertet.
Bischof Fränkel beabsichtigt, in Magdeburg die Angriffe gegen die DDR in größerem Umfang weiterzuführen.