Haltung eines Bischofs zu Zielen der »Berliner Konferenz«
17. Februar 1972
Information Nr. 147/72 über die Haltung des katholischen Bischofs Braun zu Fragen des Eintretens für die Ziele der »Berliner Konferenz« und zu Fragen der europäischen Sicherheit
Die »Berliner Konferenz Katholischer Christen aus europäischen Ländern«,1 die mit der Zielstellung arbeitet, Katholiken in ganz Europa zum Eintreten für Frieden und Sicherheit, für die Anerkennung der DDR und für das Zustandekommen einer europäischen Sicherheitskonferenz2 zu gewinnen, bemühte sich bisher vergeblich um die Mitarbeit katholischer Amtsträger aus der DDR, da die Bischöfe in der DDR zu dieser Mitarbeit eine ablehnende Haltung einnahmen.
Dem MfS wurde intern bekannt, dass Bischof Braun,3 Magdeburg, dazu in einem vertraulichen Gespräch folgenden Standpunkt vertrat:
Die katholischen Bischöfe in der DDR seien für den Frieden und die Sicherheit in Europa. Sie könnten sich aber öffentlich auf keinen konkreten Weg festlegen, der zur Erreichung dieser Zielstellung führt.
Sie würden sich als Bischöfe in der DDR in der »Frontlinie« befinden und müssten sich daher jeglicher politischer Stellungnahme entziehen. Bei politischen Äußerungen würde die Gefahr bestehen, dass diese einseitig im Sinne der Unterstützung der Position der sozialistischen Staaten »missbraucht« würden. Die bisher bekannt gewordenen positiven Äußerungen des Vatikans4 zur europäischen Sicherheitskonferenz bezeichnete Braun als »Meinung aus der Etappe«.
Eine zukünftige Teilnahme an Veranstaltungen der »Berliner Konferenz« durch ihn persönlich oder ihm unterstehende Amtsbrüder lehnte Braun mit der Begründung ab, dass die »Berliner Konferenz« kommunistisch orientiert und durch maßgebliche internationale katholische Stellen nicht anerkannt sei. Daran ändere auch die positive Haltung der Kardinäle Alfrink5 (Holland) und Suenens6 (Belgien) zur »Berliner Konferenz« nichts, da diese theologisch linksradikal eingestellt wären und von den vatikantreuen Katholiken generell abgelehnt würden.
Die Beteiligung von katholischen Würdenträgern aus sozialistischen Staaten an der »Berliner Konferenz« wäre für Braun ebenfalls kein Kriterium, da er nicht wisse, ob diese Leute nicht aufgrund ihres Engagements mit den kommunistischen Regierungen exkommuniziert wären.
Braun ließ erkennen, dass er in seinen Äußerungen mit den Standpunkten der anderen katholischen Bischöfe in der DDR konform gehe.
Wie dem MfS weiter intern bekannt wurde, haben sich CDU-Mitglieder und Katholiken aus der Hauptstadt der DDR, die der »Berliner Konferenz« angehören, zustimmend zu den Beschlüssen der Tagung des Politischen Beratenden Ausschusses der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages in Prag7 geäußert. Sie trafen die Feststellung, dass die politische Zielsetzung ihrer Tätigkeit innerhalb der »Berliner Konferenz« für das Jahr 1972 mit diesen richtungsweisenden Beschlüssen übereinstimme.
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