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Schleusung einer DDR-Bürgerin in die BRD

11. August 1972
Information Nr. 754/72 über die erfolgte Schleusung einer DDR-Bürgerin über das sozialistische Ausland in die BRD

In westlichen Publikationsorganen wird seit dem 8. August 1972 in tendenziöser Weise über eine von einer Menschenhändlerorganisation in die BRD geschleuste DDR-Bürgerin und deren vierjährige Tochter berichtet.1

Die in diesem Zusammenhang bisher geführten Untersuchungen durch das MfS ergaben:

Bei der in den westlichen Presseveröffentlichungen namentlich nicht genannten DDR-Bürgerin handelt es sich um die [Name, Vorname], geboren am [Tag, Monat] 1949, zuletzt wohnhaft in Schwerin, [Straße, Nr.], verheiratet, Beruf: Lehrerin und deren [Alter] Tochter.

Die [Name] unterhielt über einen längeren Zeitraum brieflichen Kontakt zu dem ihr seit mehreren Jahren persönlich näher bekannten und in der BRD wohnhaften Bürger Hellmund, Peter,2 der bis Ende 1967 als Student an der Technischen Universität Dresden immatrikuliert war, im Jahre 1968 im Zusammenhang mit den konterrevolutionären Ereignissen in der ČSSR3 wegen staatsgefährdender Hetze inhaftiert und am 1.7.1970 aus der DDR in die BRD ausgewiesen wurde.

Die während des erfolgten Briefwechsels wiederholt an die DDR-Bürgerin gerichtete Aufforderung, die DDR ungesetzlich zu verlassen, veranlasste die [Name], bei einer mehrtägigen Zusammenkunft mit dem Hellmund im Februar 1972 in Prag dazu, ihr Einverständnis zu geben.

Die [Name] will diesen Entschluss auch deshalb gefasst haben, weil ihre Eheverhältnisse nicht ihren Vorstellungen entsprachen.

Entsprechend ihr erteilter Instruktionen zur Vorbereitung der Schleusung beschaffte sich die [Name] die entsprechenden Reisedokumente für eine Flugreise nach Sofia am 23.7.1972.

Durch ein Mitglied der Schleuserorganisation erfolgte am 24.7.1972 mittels gefälschten Reisepasses die Ausschleusung aus Sofia mit einer Linienmaschine über Wien in die BRD.

Die nach erfolgter Ankunft in Hannover von der Menschenhändlerorganisation an die DDR-Bürgerin erhobene Forderung zur Zahlung von 20 000 DM für die erfolgte Schleusung ließ sie die Skrupellosigkeit des Vorgehens dieser Menschenhändlerbande und zugleich die Ausweglosigkeit ihrer Lage in der BRD erkennen und führte zu dem Entschluss, unverzüglich in die DDR zurückzukehren.

Am 29.7.1972 erfolgte die Rückkehr der [Name] und deren Tochter in die DDR.

Vom MfS werden die Untersuchungen über die konkreten Ursachen und Motive des ungesetzlichen Verlassens der DDR, zu den Organisatoren und Umständen der Schleusung und der begünstigenden Bedingungen sowie zu den Ursachen der Rückkehr der [Name] fortgesetzt, auch unter dem Gesichtspunkt, um gegebenenfalls auf gegnerische Aktivitäten in geeigneter Form reagieren zu können.

  1. Zum nächsten Dokument Ausnutzung arabischer Bürger für Aktivitäten gegen die DDR

    11. August 1972
    Information Nr. 757/72 über die Ausnutzung von Bürgern arabischer Staaten für feindliche Aktivitäten gegen die DDR

  2. Zum vorherigen Dokument Aktivitäten gegen die DDR bei Olympia (2)

    10. August 1972
    Information Nr. 744b/72 über Pläne, Absichten, Maßnahmen und andere gegnerische Aktivitäten gegen die DDR und andere sozialistische Staaten unter Missbrauch der Olympischen Sommerspiele 1972 in München