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Stand der Beantragung von Einreisen (17.5.–24.5.) (6)

18. Mai 1972
Information Nr. 490/72 über den Stand und die Ergebnisse der Antragstellung auf Einreise Westberliner Bürger in die DDR im Besuchszeitraum vom 17. bis 24. Mai 1972

Mit Abschluss der Antragstellung am 17. Mai 1972 ist festzustellen, dass insgesamt 570 563 Anträge (gegenüber 420 134 Anträgen im Osterzeitraum) auf Einreise Westberliner Bürger in die DDR im Besuchszeitraum vom 17. Mai bis 24. Mai 1972 gestellt wurden.1

Das entspricht im Vergleich zur Antragstellung im Osterzeitraum einer Steigerung um 33 %.

Ausgehend von der Gesamtzahl der Anträge wurden 363 607 Anträge = 65 % durch DDR-Bürger bei den VPKÄ/VPI (gegenüber 274 581 Anträgen im Osterzeitraum) und 206 956 Anträge = 35 % durch Westberliner Bürger bei den Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten2 in Westberlin (gegenüber 162 281 Anträgen im Osterzeitraum) gestellt.

Im Zusammenhang mit der Antragstellung durch DDR-Bürger bei den VPKÄ/VPI ist festzustellen, dass in den Bezirken Rostock, Neubrandenburg, Magdeburg, Erfurt, Dresden und Karl-Marx-Stadt durchschnittlich doppelt so viel Anträge auf Einreisen Westberliner Bürger gestellt wurden als im Osterzeitraum.

Auch in den anderen Bezirken – mit Ausnahme der Hauptstadt Berlin – wurden 20 bis 30 % mehr Anträge gestellt.

Demgegenüber wurden durch DDR-Bürger in der Hauptstadt Berlin ca. 20 % weniger Anträge auf Einreisen Westberliner Bürger als im Osterzeitraum gestellt.

Zwischen dem Reisebüro der DDR und dem Deutschen Reisebüro GmbH in Westberlin waren für den Zeitraum vom 17. bis 24. Mai 1972 insgesamt 54 Touristenreisen für 3 064 Westberliner Bürger unter Inanspruchnahme touristischer Leistungen des Reisebüros der DDR vereinbart worden. Davon wurden bisher 13 Touristenreisen durch das Westberliner Reisebüro storniert, da keine Buchungen vorlagen.

Wie bereits bei der Stornierung mehrerer Touristenreisen im Osterzeitraum liegen die Ursachen dafür in den hohen Preisen der Westberliner Reiseunternehmen sowie im verstärkten Interesse Westberliner Bürger an der Durchführung individueller Reisen mit eigenem Kfz.

Die zur Durchführung kommenden 41 Touristenreisen sind – mit Ausnahme von 31 – Tagesfahrten in den Spreewald, die restlos ausgebucht sind – bisher mit ca. 60 % ausgelastet.

Im Ergebnis der Bearbeitung der Anträge wurden bis zum 17. Mai 1972 für insgesamt 687 744 Westberliner Bürger, einschließlich Kinder im Alter bis zu 16 Jahren (Osterzeitraum: 501 590 Westberliner Bürger) sowie 89 431 Kraftfahrzeuge (Osterzeitraum 48 706 Kfz) Einreisen in die DDR im Besuchszeitraum vom 17. bis 24. Mai 1972 genehmigt.

(Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Bearbeitung der in den letzten Tagen gestellten Anträge noch nicht vollständig abgeschlossen ist und noch weitere ca. 4 000 Westberliner Bürger die Genehmigung für Einreisen in die DDR erhalten werden.)

Insgesamt 1 438 Anträge auf Einreise Westberliner Bürger in die DDR wurden aufgrund des Vorliegens von Ablehnungsgründen nicht genehmigt.

Die für den Besuchszeitraum vom 17. bis 24. Mai 1972 genehmigten Einreisen Westberliner Bürger in die DDR gliedern sich wie folgt auf die Hauptstadt Berlin und die Bezirke der DDR auf:

Bezirk

Genehmigte Einreisen für Pfingstzeitraum (17. bis 24. Mai 1972) Personen

Genehmigte Einreisen für Pfingstzeitraum (17. bis 24. Mai 1972) Kfz

(Genehmigte Einreisen für Osterzeitraum) (29. März bis 5. April 1972) Personen

(Genehmigte Einreisen für Osterzeitraum) (29. März bis 5. April 1972) Kfz

Hauptstadt Berlin

293 120

20 564

(298 531

22 515)

Rostock

12 534

2 837

(5 453

1 191)

Schwerin

10 000

2 265

(5 254

1 010)

Neubrandenburg

18 519

3 966

(9 539

1 744)

Potsdam

138 871

19 417

(81 134

5 503)

Frankfurt (Oder)

61 086

8 329

(34 485

2 465)

Cottbus

26 895

5 795

(13 812

2 391)

Magdeburg

20 666

4 756

(10 449

2 126)

Halle

23 370

5 222

(12 983

3 260)

Erfurt

9 046

2 091

(4 452

966)

Gera

6 126

1 497

(2 920

700)

Suhl

2 494

618

(1 192

317)

Dresden

19 057

4 272

(8 991

1 932)

Leipzig

12 523

2 508

(6 577

1 280)

Karl-Marx-Stadt

11 321

2 651

(5 779

1 306)

Dementsprechend bilden Einreisen Westberliner Bürger in die Hauptstadt Berlin sowie in die Bezirke Potsdam und Frankfurt (Oder) mit insgesamt 74 % aller genehmigten Einreisen den Schwerpunkt.

Schwerpunkttage der Einreise Westberliner Bürger in die DDR bilden entsprechend der Antragstellung der 20.5.1972 bis 22.5.1972 (Pfingstfeiertage), an denen insgesamt 78 % aller für den Besuchszeitraum vom 17. bis 24.5.1972 genehmigten Einreisen Westberliner Bürger in die DDR erfolgen werden.

Absoluter Schwerpunkttag der Einreise wird mit 46 % aller genehmigten Einreisen Westberliner Bürger in die DDR der 20.5.1972 (Pfingstsonnabend) sein (Schwerpunkteinreisetag der Osterperiode 31.3.1972 mit 31 % der Gesamteinreisen).3

Dazu folgende Übersicht und der Vergleich zu den Schwerpunkttagen der Einreise im Osterzeitraum (31.3. bis 2.4.1972)

Tag

genehmigte Einreisen Personen

genehmigte Einreisen Kfz

Tag

genehmigte Einreisen Personen

genehmigte Einreisen Kfz

20.5.1972

310 013

44 040

31.3.1972

155 181

17 663

21.5.1972

150 513

18 847

1.4.1972

118 119

12 159

22.5.1972

71 942

8 265

2.4.1972

96 726

8 219

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ca. 85 % der DDR-Antragsteller für ihre Westberliner Gäste einen Aufenthalt von zwei bis drei Tagen beantragt haben, ergibt sich, dass sich an den einzelnen Tagen des gegenwärtigen Besuchszeitraumes – ausgehend von den genehmigten Einreisen – im folgenden Umfang Westberliner Bürger in der DDR aufhalten werden:

Tag

Gesamtzahl der in der DDR aufenthältlichen WB

davon in der Hauptstadt Berlin

17.5.1972

ca. 26 000 (16 070)

ca. 13 000 (10 506)

18.5.1972

ca. 33 000 (27 131)

ca. 15 000 (15 190)

19.5.1972

ca. 75 000 (173 080)

ca. 24 000 (87 876)

20.5.1972

ca. 345 000 (227 157)

ca. 110 000 (95 117)

21.5.1972

ca. 420 000 (264924)

ca. 136 000 (123 715)

22.5.1972

ca. 340 000 (132 801)

ca. 100 000 (61 905)

23.5.1972

ca. 90 000 (56 475)

ca. 37 000 (36 699)

24.5.1972

ca. 40 000 (34 227)

ca. 25 000 (25 702)

Anm.: In Klammern die Vergleichswerte der Osterperiode (effektiv).

Entsprechend den Erkenntnissen aus den genehmigten Einreisen Westberliner Bürger in die DDR werden sich am 20.5.1972 (absoluter Schwerpunkttag der Einreise Westberliner Bürger) im folgenden Umfang Schwerpunkte in den Reise- und Verkehrsströmen sowie in der Belastung der Grenzübergangsstellen bei der Abfertigung der einreisenden Westberliner zur Weiterfahrt bzw. Weiterreise in die Bezirke der DDR ergeben:

GÜST

Genehmigte Ges. Einreisen 17.bis 24.5.1972 Personen

Genehmigte Ges. Einreisen 17.bis 24.5.1972 Kfz

Absoluter Schwerpunkttag 2.5.1972 Personen

Absoluter Schwerpunkttag 2.5.1972 Kfz

Tatsächliche Abfertigung am Schwerpunkttag 31.3.1972 Personen

Tatsächliche Abfertigung am Schwerpunkttag 31.3.1972 Kfz

Friedrichstraße

254 540

106 236

48 774

Oberbaumbrücke

31 198

12 839

6 196

Bornholmer Straße

59 429

9 196

25 542

3 925

11 248

1 997

Chausseestraße

22 439

3 588

9 265

1 464

5 212

865

Invalidenstraße

26 726

6 492

11 162

2 648

5221

1 266

Sonnenallee

47 855

9 287

20 025

3 937

11 718

2 522

Rudower Chaussee

43 981

13 902

24 088

7 728

8 695

2 999

Drewitz

86 839

24 492

47 420

13 521

12 376

4 037

Staaken

55 911

14 011

31 388

8 125

10 724

2 512

Für die absehbaren Rückreise- und Ausreiseströme Westberliner Bürger werden der 22. und 23. Mai 1972 absolute Schwerpunkte bilden.

Zusätzlich zu den Einreisen Westberliner Bürger ist an den Schwerpunkttagen 20.5. bis 22.5.1972 in einem Umfang von über 350 000 Personen mit weiteren Einreisen bzw. Durchreisen von westdeutschen Bürgern, Bürgern nichtsozialistischer und sozialistischer Staaten auf den Transitstrecken zu rechnen, sodass der Gesamtumfang des Reiseverkehrs über die Grenzübergangsstellen der Deutschen Demokratischen Republik durch ca. 1,1 Millionen Personen bestimmt sein wird.

Nach Beendigung der Entgegennahme von Anträgen auf Einreise Westberliner Bürger in die DDR im Besuchszeitraum vom 17. bis 24. Mai 1972 ist festzustellen, dass sich die bereits in der 1. und 2. Information4 getroffenen Einschätzungen über die zügige und reibungslose Abwicklung des Antrags- und Genehmigungsverfahrens und über die Tätigkeit in den Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin in allen Punkten bestätigten.

Durch gründliche Auswertung der bereits im Osterzeitraum gewonnenen Erkenntnisse mit den in der zweiten Periode erneut eingesetzten Einsatzkräften konnten alle Aufgaben den Anforderungen und der politischen Zielsetzung entsprechend erfolgreich erfüllt werden.

Mehrfach äußerten sich Antragsteller in der DDR und besonders in den Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin anerkennend über die höfliche und korrekte Abfertigung sowie über die schnelle Bearbeitung der gestellten Anträge.

Bedingt durch die Erhöhung der Zahl der durch Westberliner Bürger besonders in den letzten Tagen gestellten Anträge (14. bis 16.5.1972 = 38 292 gestellte Anträge) gegenüber den vorangegangenen Tagen (11.5. bis 13.5.1972 = 29 566 Anträge) sowie durch eine Zunahme der Neuausschreibungen der Berechtigungsscheine – überwiegend auf Wunsch der Antragsteller nach anderen Einreisedaten – traten in diesem Zeitraum in den Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten zeitweilige Wartezeiten auf.

Durch die Einleitung entsprechender Maßnahmen wie Verkürzung der Mittagspausen der DDR-Einsatzkräfte und Verlängerung der Öffnungszeiten der Büros bis zu zwei Stunden konnten die Wartezeiten relativ schnell beseitigt werden. Diese Maßnahmen fanden bei der Mehrheit der Westberliner Antragsteller Zustimmung.

  1. Zum nächsten Dokument Belastung der Grenzübergänge bei Westberliner Einreisen

    19. Mai 1972
    Information Nr. 498/72 über Schwerpunkte in der Belastung der Grenzübergangsstellen im Zusammenhang mit der Einreise Westberliner Bürger

  2. Zum vorherigen Dokument Selbsttötung eines Offiziers der Nationalen Volksarmee

    17. Mai 1972
    Information Nr. 469/72 über die Selbsttötung eines Offiziers der Nationalen Volksarmee