Stand der Beantragung von Einreisen (29.3.–5.4.)
31. März 1972
Information Nr. 313/72 über den Stand der Beantragung und Ausgabe von Berechtigungen zur Einreise Westberliner Bürger in die DDR nach Abschluss der Antragstellung für den Besuchszeitraum 29. März bis 5. April 1972
Mit Abschluss der Antragstellung für die Einreise Westberliner Bürger in die DDR im Zeitraum vom 29.3.1972 bis 5.4.1972 ist festzustellen, dass insgesamt 436 862 Berechtigungen für eine ein- bzw. mehrmalige Einreise in die DDR mit einem Aufenthalt von ein, zwei oder drei Tagen beantragt wurden.1
Davon wurden 274 581 Berechtigungen durch DDR-Bürger in den Meldestellen der VPKÄ und VPI und 162 281 Berechtigungen durch Westberliner Bürger in den Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin2 beantragt.
In diesen Zahlen sind 16 913 beantragte Berechtigungen für den zweiten Besuchszeitraum vom 17.5. bis 24.5.1972 (Pfingstzeitraum) mit enthalten.
Für den ersten Besuchszeitraum vom 29.3. bis 5.4.1972 (im Folgenden kurz Osterzeitraum) wurden für insgesamt 501 590 Westberliner Bürger (einschließlich Kinder unter 16 Jahren, soweit diese keine eigenen Berechtigungsscheine erhielten) Berechtigungsscheine zur Einreise in die DDR beantragt.
Laut Antragstellung beabsichtigen davon 330 117 Westberliner Bürger in die Hauptstadt der DDR und 171 473 in die Bezirke der DDR einzureisen.
Entsprechend der Antragstellung ergeben sich als Schwerpunkte die Tage vom 31.3. bis 3.4.1972, an denen 85 % und allein am 31.3. und 1.4.1972 54 % aller beantragten Einreisen erfolgen werden. Dazu nachstehende Übersicht:
Einreisende Westberliner Bürger
Tag | Gesamtzahl der einreisenden WB | Kfz | davon in Hauptstadt | davon in Bezirke |
---|---|---|---|---|
29.3.1972 | 16 070 | 1 497 | 10 506 | 5 564 |
30.3.1972 | 18 881 | 1 815 | 12 257 | 6 624 |
31.3.1972 | 155 181 | 17 663 | 82 155 | 73 026 |
1.4.1972 | 118 919 | 12 159 | 64 003 | 54 916 |
2.4.1972 | 96 726 | 8 219 | 77 140 | 19 586 |
3.4.1972 | 47 456 | 4 279 | 38 650 | 8 806 |
4.4.1972 | 28 904 | 1 745 | 26 563 | 2 341 |
5.4.1972 | 19 453 | 1 329 | 18 843 | 610 |
Die effektive Zahl der sich an den einzelnen Tagen in der DDR aufhaltenden Westberliner Bürger liegt aufgrund der möglichen Aufenthaltsdauer von ein bis drei Tagen noch höher, wobei sich die absolute Konzentration am 2.4.1972 ergeben wird, indem sich an diesem Tag insgesamt 264 924 (= 55,2 %) aller eingereisten Westberliner in der DDR aufhalten werden, wie aus nachstehender Übersicht zu ersehen ist.
Aufenthalt Westberliner Bürger
Tag | Gesamtzahl der aufhältlichen WB | davon in Hauptstadt | davon in Bezirken |
---|---|---|---|
29.3.1972 | 16 070 | 10 506 | 5 564 |
30.3.1972 | 27 131 | 15 190 | 11 941 |
31.3.1972 | 173 080 | 87 876 | 85 204 |
1.4.1972 | 227 157 | 95 117 | 132 040 |
2.4.1972 | 264 924 | 123 715 | 141 209 |
3.4.1972 | 132 801 | 61 905 | 70 896 |
4.4.1972 | 56 475 | 36 699 | 19 776 |
5.4.1972 | 34 227 | 25 702 | 8 525 |
Die stärkste Konzentration der Einreisen Westberliner weisen neben der Hauptstadt der DDR, in die ca. 66 % aller Einreisen erfolgen sowie die Bezirke Potsdam mit 12 % und Frankfurt (Oder) mit 5,4 % auf. Der geringste Anteil fällt mit 0,6 % auf den Bezirk Gera und mit 0,2 % auf den Bezirk Suhl.
Zusätzlich zu den Einreisen von Westberliner Bürgern werden – wie in unserer Information 289/72 schon ausführlich dargelegt wurde – nach vorliegenden Erfahrungswerten an den Schwerpunkttagen 31.3. bis 3.4.1972 in einem Umfange von über 800 000 Personen weitere Einreisen bzw. Durchreisen von westdeutschen Bürgern, Bürgern nichtsozialistischer und sozialistischer Staaten sowie Ein- und Ausreisen von DDR-Bürgern erfolgen, sodass der Gesamtumfang des Reiseverkehrs durch ca. 1,3 Millionen Personen bestimmt wird.
Zum Stand der ausgegebenen Berechtigungen für die Einreise Westberliner Bürger in die DDR
Bis zum 29.3.1972 wurden von den insgesamt beantragten 436 862 Berechtigungen 435 976 Berechtigungen an die Antragsteller ausgegeben, während bei 886 Antragstellern die Erteilung von Berechtigungen abgelehnt wurde.
Die Ablehnung der Erteilung von Berechtigungen erfolgte
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bei 229 Anträgen, weil die Betreffenden zur Fahndungsfestnahme ausgeschrieben sind, davon 193 wegen ungesetzlichen Verlassens der DDR und 36 wegen Verbrechen gegen die Souveränität der DDR, den Frieden und die Menschlichkeit, wegen Terror und Fahnenflucht;
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bei 597 Anträgen, weil für die Betreffenden Einreisesperre3 besteht, davon 547 wegen ungesetzlichen Verlassens der DDR, 19 wegen begangener Staatsverbrechen, 21 wegen Aberkennung der Staatsangehörigkeit der DDR, zehn wegen Delikten der schweren und allgemeinen Kriminalität;
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60 Anträge wurden wegen beantragter Einreise in das Grenzgebiet abgelehnt.
Hinsichtlich der altersmäßigen Zusammensetzung und der sozialen Struktur der als Antragsteller für die Einreise Westberliner Bürger in Erscheinung getretenen Antragsteller der DDR bestätigten sich die bereits bei der ersten Auswertung erkennbaren und in der Information 289/72 eingeschätzten Tendenzen, dass der Anteil von Bürgern im Alter von über 40 Jahren, besonders aber von Rentnern bzw. Personen im Rentenalter, überwiegt. Die gleiche Tendenz trifft auch auf die Zusammensetzung der einreisenden Westberliner zu.
Von den ursprünglich vorgesehenen 89 Touristenreisen für 3 842 Personen sollen nach Stornierung mehrerer Reisen seitens des Westberliner Reisebüros lediglich 26 Touristenreisen mit 835 Westberliner Bürgern realisiert werden.
Das betrifft
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elf kleine und sieben große Stadtrundfahrten in die Hauptstadt der DDR,
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sieben Ein- bzw. Halbtagesfahrten nach Potsdam sowie je
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eine Mehrtagesfahrt nach Dresden und Rostock.
Die bereits vorgenommene Einschätzung über die Abwicklung des Antrags- und Genehmigungsverfahrens und über die Tätigkeit in den Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin4 bestätigt sich in allen wesentlichen Punkten auch nach Abschluss der ersten Periode.
Die Aufgaben wurden insgesamt erfolgreich und reibungslos erfüllt.
Ergänzend zu dieser Einschätzung wird darauf verwiesen, dass sich ab 24.3.1972 eine Zunahme der bis dahin geringen Wartezeiten zwischen zehn und 30 Minuten in verschiedenen Büros auf ca. 60 Minuten abzeichnete. Diese Wartezeiten entstanden durch die zunehmend in den Büros durchzuführenden Neuausschreibungen, Veränderungen und Korrekturen von Berechtigungsscheinen, um den persönlichen Wünschen der vorsprechenden Westberliner Bürger (Verlegung des Einreisetages, Einreise mit Kfz und andere nachträgliche Wünsche) gerecht zu werden. Um die Wartezeiten so gering wie möglich zu halten, wurden neben Verkürzung der Mittagspause, Verlängerung der Öffnungszeiten – teilweise 90 Minuten über die Schließzeit hinaus – zusätzliche Mitarbeiter eingesetzt und ab 27.3.1972 in allen Büros die Gruppen unter Beibehaltung längerer Öffnungszeiten von 1: 5 auf 1: 7 verstärkt. Durch diese Maßnahmen wurden die Wartezeiten trotz Zunahme der geschilderten zusätzlichen Ausschreibungen von Berechtigungsscheinen wieder reduziert. Diese Maßnahmen wie die gesamte Abfertigungspraxis wurden von der Mehrheit der Westberliner Bürger anerkannt.
Die in einigen Pass- und Meldestellen der VPKÄ und VPI durch die hohe Zahl von Antragstellungen und bei der Ausgabe von Berechtigungsscheinen zeitweilig aufgetretenen Wartezeiten konnten relativ schnell überwunden werden. Die Bearbeitungszeiten wurden, besonders in den letzten Tagen, weiter verringert.