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Ungesetzliches Verlassen der DDR durch einen Eiskunstläufer

12. Januar 1972
Information Nr. 32/72 über das ungesetzliche Verlassen der DDR durch den Eiskunstläufer Günter Zöller vom SC Karl-Marx-Stadt

Am 10.1.1972 hat der Eiskunstläufer Zöller, Günter,1 geboren am 21.5.1948 in Chemnitz, wohnhaft: Karl-Marx-Stadt,2 [Straße, Nr.], tätig als Kfz-Schlosser im VEB Kraftverkehrskombinat Karl-Marx-Stadt, Mitglied des SC Karl-Marx-Stadt, in Göteborg/Schweden, wo er mit der DDR-Mannschaft zu den Europameisterschaften im Eiskunstlauf3 weilte, die DDR-Mannschaft verlassen und um Asyl in der westdeutschen Botschaft in Schweden gebeten.

Wie die Überprüfungen ergaben, nutzte Zöller am 10.1.1972 in Göteborg im Anschluss an das Mittagessen im Hotel den allgemeinen Aufbruch der DDR-Mannschaft zum für 14.00 Uhr angesetzten Training in einer nahe gelegenen Sporthalle, um sich unbemerkt zu entfernen. Außer seinen Schlittschuhen hinterließ er alle persönlichen Sachen im Hotel.

Zöller nahm nach seinem Abgang aus der achten Klasse der Kinder- und Jugendsportschule, in seiner Lehre und in seinem Beruf als Kfz-Schlosser und als Leistungssportler eine normale positive Entwicklung. Er wurde wegen seiner guten Arbeitsleistungen mehrfach ausgezeichnet und trat auch im Training und bei seinen Auslandsstarts positiv und diszipliniert in Erscheinung, sodass es bis zur Eislaufsaison 1969/70 keinerlei Vorkommnisse mit ihm gab.

In der Eislaufsaison 1969/70 knüpfte Zöller [Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben].

Außer [Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben] gab es keinerlei andere Hinweise oder Beanstandungen zum Verhalten des Zöller. Er zeigte eine zunehmende gesellschaftliche und politische Aktivität und wurde aus diesem Grunde im Oktober 1971 auch zum FDJ-Sekretär der FDJ-Gruppe der Sektion Eislauf des SC Karl-Marx-Stadt gewählt. Diese Funktion übernahm er mit großer Einsicht und Bereitschaft. Er hatte ein gutes Verhältnis zu den Funktionären, den Sportlern und zu seiner Trainerin vom SC Karl-Marx-Stadt und nach wie vor auch in seiner Arbeitsstelle.

Zöller war aufgrund seiner einjährigen Zwangspause [Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben] zeitweilig stark deprimiert und glaubte nicht an die Wiedererlangung seines einstmaligen sportlichen Könnens. Er musste durch die Trainer und Funktionäre immer wieder darin bestärkt werden, dass bei Konzentration und Ausdauer seine erfolgreiche Rückkehr in die Weltelite der Eiskunstläufer gegeben ist.

Daraufhin trainierte Zöller dann mit großer Energie und viel Fleiß und unterwarf sich bedingungslos den Anweisungen seiner Trainerin, sodass er schon wieder gute Leistungen brachte.

Die Untersuchung zu den Motiven und Umständen des Verrats werden weitergeführt.

  1. Zum nächsten Dokument Unterirdischer Verbindungsstollen nach Westberlin

    12. Januar 1972
    Information Nr. 34/72 über Vortrieb eines unterirdischen Verbindungsstollens von der Hauptstadt der DDR nach Westberlin

  2. Zum vorherigen Dokument Kriminelle Handlungen im VEB Magdeburger Armaturenwerke

    10. Januar 1972
    Information Nr. 23/72 über kriminelle Handlungen von Mitarbeitern der Außenstelle Berlin des VEB Magdeburger Armaturenwerke (MAW)