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Versuchte Ausschleusungen von Bürgern Polens nach der BRD

17. November 1972
Information Nr. 1061/72 über die versuchte Ausschleusungen von Bürgern der VR Polen nach der BRD

1. Am 15.11.1972, um 23.25 Uhr, wurden an der Grenzübergangsstelle Hirschberg die Westberliner Bürger [Name 1, Vorname], geboren am [Tag, Monat] 1944, Beruf Verkäufer, zuletzt Arbeiter auf einem Schrottplatz, wohnhaft Berlin 41, [Straße, Nr.] und [Name 2, Vornamen], geboren [Tag, Monat] 1941, Beruf Verkäufer, zuletzt Verkäufer in einem Goldwarengeschäft, wohnhaft Berlin 21, [Straße, Nr.], festgenommen, als sie versuchten, im Einbauschrank eines an den Pkw, Typ Mercedes, gekoppelten Campinganhängers versteckt, eine polnische Staatsbürgerin (Zigeunerin)1 und deren zwei Kinder (vier und sechs Jahre alt) nach der BRD auszuschleusen.

Die bisherigen Untersuchungen des MfS ergaben, dass sich die Westberliner Bürger [Name 1] und [Name 2] finanzieller Vorteile wegen zur Schleusung der polnischen Bürger bereiterklärten.

Gegen die Westberliner Bürger wurden Ermittlungsverfahren mit Haft eingeleitet.

2. Am 16.11.1972, 22.50 Uhr, wurde an der Grenzübergangsstelle Marienborn der niederländische Staatsbürger [Name 3, Vornamen], geboren am [Tag, Monat] 1944, wohnhaft Arnhem (Niederlande), seit Juni 1972 in Hannover wohnhaft (ohne Aufenthaltserlaubnis) festgenommen, als er versuchte, zwei polnische Staatsbürger (Zigeuner) im Campinganhänger des von ihm gefahrenen Pkw, Typ Mercedes, versteckt, in die BRD auszuschleusen.

Die unmittelbar an diesem Schleusungsvorhaben beteiligten Insassen des Begleitfahrzeuges – es handelt sich dabei um drei in Schweden lebende staatenlose Bürger (Zigeuner) – wurden ebenfalls am 16.11.1972 an der Grenzübergangsstelle Marienborn festgenommen.

Die bisherigen Untersuchungen des MfS ergaben, dass [Name 3], der sich finanzieller Vorteile wegen zur Schleusung bereiterklärt hatte, mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits mehrere Personen ausgeschleust hat.

Gegen den niederländischen Bürger sowie gegen die Staatenlosen und die polnischen Bürger wurden Ermittlungsverfahren mit Haft eingeleitet.

3. Am 16.11.1972, 23.30 Uhr, wurde an der Grenzübergangsstelle Hirschberg der Bürger der BRD [Name 4, Vorname], geboren am [Tag, Monat] 1944, wohnhaft Hamburg, festgenommen, als er versuchte, in einem an den Pkw, Typ Mercedes, gekoppelten Wohnwagenanhänger versteckt, eine polnische Staatsbürgerin (Zigeunerin) und deren zwei Kinder (vier und fünf Jahre alt) nach der BRD auszuschleusen.

Die bisherigen Untersuchungen des MfS ergaben, dass sich [Name 4] ebenfalls finanzieller Vorteile wegen zur Schleusung bereiterklärt hatte und mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits drei Personen ausgeschleust hat.

Gegen den BRD-Bürger [Name 4] und die polnische Staatsbürgerin wurden Ermittlungsverfahren mit Haft eingeleitet. Die Kinder wurden in einem Heim untergebracht.

Im Ergebnis eingeleiteter Fahndungsmaßnahmen wurden am 18.11.1972 in der Hauptstadt der DDR weitere drei im visafreien Reiseverkehr eingereiste polnische Staatsbürger festgenommen, da bei ihnen der hinreichend begründete Verdacht der Teilnahme an der Vorbereitung vorgenannter Schleusungsvorhaben besteht.

Die Untersuchungen zur umfassenden Aufklärung der Ursachen, Motive und Zusammenhänge werden fortgesetzt.

  1. Zum nächsten Dokument Besuch des Botschafter Schwedens im »Gustav-Adolf-Werk«

    [ohne Datum]
    Information Nr. 1049/72 über die Teilnahme des schwedischen Botschafters in Bonn an der Jahresgedenkfeier des »Gustav-Adolf-Werkes« (GAW) der DDR

  2. Zum vorherigen Dokument Entwicklung des Reise- und Transitverkehrs (1.10.–31.10.)

    [ohne Datum]
    Information Nr. 1010/72 über die Entwicklung des Einreise- und Besucherverkehrs Westberliner Bürger in die DDR und des Transitverkehrs von zivilen Personen und Gütern zwischen der BRD und Westberlin in der Zeit vom 1. bis 31. Oktober 1972