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Vorkommnis mit Angehörigen der GSSD im Kreis Stendal

13. Januar 1972
Information Nr. 39/72 über ein von einem Mitarbeiter des Rates des Kreises Stendal verursachtes Vorkommnis mit Angehörigen der sowjetischen Armee

Am 12.1.1972, gegen 14.30 Uhr, befand sich der [Name, Vornamen], geboren: [Tag, Monat] 1930, wohnhaft: Buchholz, Kreis Stendal, beschäftigt als Abteilungsleiter für Pflanzenschutz beim Rat des Kreises Stendal, mit einem Pkw im Kreisgebiet Stendal.

Zwischen den Ortschaften Gohre1 und Dahlen stellte der [Name] auf einem an die Straße angrenzenden Ackerstück insgesamt vier Angehörige der sowjetischen Armee (ein Offizier, drei Mannschaftsdienstgrade) fest.

Da einer der Soldaten eine Waffe (vermutlich ein Kleinkalibergewehr) trug, vermutete [Name], dass die Angehörigen der sowjetischen Armee jagen, was an der betreffenden Stelle – unmittelbar an einer Landstraße – einen Verstoß gegen das Jagdgesetz darstellen würde.

[Name], der selbst Leiter einer Jagdgesellschaft ist, ließ daraufhin den Pkw anhalten und stellte den sowjetischen Offizier zur Rede. Er forderte die Herausgabe der Waffe und das Mitkommen des sowjetischen Offiziers zur zuständigen Kommandantur nach Stendal.

Da der sowjetische Offizier dieser Aufforderung nach bisher vorliegenden Feststellungen nicht Folge leistete, entriss [Name] dem sowjetischen Soldaten die genannte Waffe, ohne dass dazu ein zwingender Grund vorlag.

Der [Name] entlud anschließend die Waffe und schlug diese mehrmals auf den Erdboden auf, offensichtlich um sie unbrauchbar zu machen.

Dabei löste sich ein in der Waffe verbliebener Schuss, der den [Name] lebensgefährlich verletzte.

(Das Geschoss ist in den Hüftknochen eingedrungen und kann zurzeit nicht entfernt werden.)

Nach der Verletzung nahmen die Angehörigen der sowjetischen Armee die Waffe wieder an sich und entfernten sich.

Der Fahrer und Eigentümer des Pkw, der Mitarbeiter der Deutschen Reichsbahn ist, leistete gemeinsam mit dem nach dem Vorfall die Unfallstelle passierenden LPG-Vorsitzenden von Buchholz, Kreis Stendal erste Hilfe und führte auch den Abtransport durch.

Die sowjetische Kommandantur in Stendal wurde verständigt. Bisher von dieser durchgeführte Fahndungsmaßnahmen führten noch nicht zur Feststellung der sowjetischen Militärangehörigen.2

  1. Zum nächsten Dokument Reiseverkehr zwischen der DDR und der ČSSR

    18. Januar 1972
    Information Nr. 48/72 über den Reiseverkehr zwischen der DDR und der ČSSR

  2. Zum vorherigen Dokument Ungesetzliches Verlassen der DDR durch Ingenieur

    12. Januar 1972
    Information Nr. 36/72 über das ungesetzliche Verlassen der DDR durch den 3. Ingenieur des MS »Eichsfeld«, Reich, am 9. Januar 1972 in Kiel-Holtenau