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Vorkommnis mit sowjetischem Staatsbürger auf Transitstrecke

3. Juli 1972
Information Nr. 625/72 über ein Vorkommnis unter Beteiligung eines sowjetischen Staatsbürgers auf der Transitstrecke/Autobahn Hirschberg – Drewitz am 1. Juli 1972

Dem MfS wurde bekannt, dass am 1.7.1972 ein sowjetischer Staatsbürger auf der Transitstrecke/Autobahn Hirschberg, Bezirk Gera – Drewitz, Bezirk Potsdam, in das Kraftfahrzeug eines im Transitverkehr zwischen der BRD und Westberlin reisenden Westberliner Bürgers auf- und mitgenommen wurde.

Die durch das MfS geführten Untersuchungen ergaben:

Am 1.7.1972, gegen 19.30 Uhr, suchte der Westberliner Bürger [Name, Vorname], geboren am [Tag, Monat] 1944, wohnhaft in Berlin (West), [Straße, Nr.], Fahrer des Pkw, polizeiliches Kennzeichen B-W 8972, aus eigener Initiative den Stützpunkt der Deutschen Volkspolizei am Hermsdorfer Kreuz auf und informierte darüber, dass er auf dem Parkplatz am km 202,0 bei Triptis, Kreis Pößneck, von einem Offizier der Sowjetarmee, der kurze Zeit nach ihm mit einem Kübelwagen der GSSD, polizeiliches Kennzeichen 75–33 RW, auf diesen Parkplatz fuhr, aufgefordert wurde, einen in Begleitung des Offiziers in Zivil befindlichen sowjetischen Staatsbürger bis zum Berliner Ring mitzunehmen. Der sowjetische Offizier entfernte sich kurz danach mit dem Kübelwagen auf der Autobahn in Richtung Berlin.

Der [Name] hat es – eigenen Angaben zufolge – als seine Pflicht angesehen, dieser Bitte des sowjetischen Offiziers zu entsprechen. Den Stützpunkt der Deutschen Volkspolizei hatte [Name] aufgesucht, da der von ihm im Pkw mitgenommene sowjetische Staatsbürger, der unter Alkoholeinfluss stand, ihn beim Fahren behindert habe.

Der im Kfz des Transitreisenden befindliche sowjetische Staatsbürger leistete der Aufforderung der Angehörigen der Deutschen Volkspolizei zum Verlassen des Kfz sofort Folge. Er wurde nach Verständigung des Verbindungsoffiziers des KGB im Bezirk Gera am 1.7.1972, gegen 23.20 Uhr, an die sowjetische Kommandantur in Jena übergeben.

Wie von den Angehörigen der Deutschen Volkspolizei in Erfahrung gebracht werden konnte, soll sich der sowjetische Staatsbürger »per Anhalter« auf dem Weg von Bad Elster, Kreis Oelsnitz/Vogtland, nach Frankfurt/Oder befunden haben.

Während des Aufenthaltes des sowjetischen Staatsbürgers auf dem Stützpunkt der Deutschen Volkspolizei am Hermsdorfer Kreuz kam es zu keinen Vorkommnissen. Der sowjetische Staatsbürger hat sich diszipliniert verhalten.

Der Westberliner Bürger [Name] wurde – unter Hinweis auf Artikel 16, Ziffer 1b1 des Transitabkommens,2 der die Aufnahme von Personen während der Benutzung der Transitwege als Missbrauch des Transitabkommens qualifiziert, belehrt und setzte seine Fahrt in Richtung Westberlin gegen 23.00 Uhr fort.

  1. Zum nächsten Dokument Versuchter ungesetzlicher Grenzübertritt Ungarn–Österreich

    6. Juli 1972
    Information Nr. 635/72 über einen versuchten ungesetzlichen Grenzübertritt durch zwei Personen der DDR von der Ungarischen Volksrepublik nach Österreich

  2. Zum vorherigen Dokument Entwicklung des Reise- und Transitverkehrs (26.6.–2.7.)

    3. Juli 1972
    Information Nr. 622/72 über die Abfertigung und Abwicklung des Reise- und Besucherverkehrs Westberliner Bürger in die DDR und des Transitverkehrs von zivilen Personen und Gütern zwischen der BRD und Berlin (West) in der Zeit vom 26. Juni bis 2. Juli 1972 – Dauerregelung –