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Vorkommnis mit US-Streitkräfte auf Güterbahnhof Brandenburg

8. Juni 1972
Information Nr. 547/72 über ein Vorkommnis mit Angehörigen der US-Streitkräfte auf dem Güterbahnhof Brandenburg/Havel am 5. Juni 1972 sowie über die Aufnahme von zwei sowjetischen Staatsbürgern in ein westdeutsches Transitfahrzeug am 6. Juni 1972

Am 5.6.1972, in der Zeit von 21.00 bis 21.46 Uhr, hielt der von Westberlin nach der BRD verkehrende Militärzug 50000 der US-Streitkräfte planmäßig auf dem Güterbahnhof Brandenburg/Havel, Bezirk Potsdam.

Während des Halts des US-Militärzuges auf dem Gleis 51 erfolgte dessen Absicherung durch vier Angehörige der Transportpolizei. Zum gleichen Zeitpunkt hielt auf dem Nebengleis (Gleis 52) ein aus fünf Waggons bestehender Militärtransport (Munitionstransport) der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, der durch einen Angehörigen der Sowjetarmee abgesichert wurde.

Während des planmäßigen Halts des US-Militärzuges verließen ca. zehn US-Soldaten unberechtigt den Zug, begaben sich zu dem sowjetischen Sicherungsposten und boten ihm – nachdem sie ihn in englischer Sprache angesprochen hatten – Zigaretten an, was von diesem abgelehnt wurde.

Anschließend unternahmen die US-Soldaten solche provokatorischen Handlungen wie Unterkriechen und Überklettern der Waggons des sowjetischen Militärtransportes.

Aufgrund der provokatorischen Verhaltensweisen der US-Besatzer begaben sich die vier Angehörigen der Transportpolizei zur Unterstützung des sowjetischen Sicherungspostens zum Gleis 51, wo auch sie durch weitere Aktivitäten der US-Besatzer provoziert wurden.

Da seitens des sowjetischen Sicherungspostens bzw. der Angehörigen der Transportpolizei nicht auf die provokatorischen Handlungen der US-Angehörigen reagiert wurde, begaben sich die US-Besatzer zu ihrem Militärzug zurück.

Bis zur Abfahrt des Militärzuges setzten die US-Militärangehörigen ihre provokatorischen Handlungen fort, indem sie einen auf dem Waggon befindlichen Jeep starteten, dessen Motor ständig im Leerlauf auf Vollgas laufen ließen, die Autoscheinwerfer einschalteten und einen Besen abbrannten.

Durch derartige Handlungen wurde die sichere und ordnungsgemäße Abwicklung des Eisenbahnverkehrs grob gefährdet.

Das Vorkommnis wurde durch das Fehlverhalten des Fahrdienstleiters der Deutschen Reichsbahn, Güterbahnhof Brandenburg, begünstigt, der den sowjetischen Militärtransport auf dem für den planmäßigen Halt des US-Militärzuges 50000 vorgesehenen Gleis 52 halten ließ.

Entsprechende Maßnahmen zur Auswertung dieses Vorkommnisses wurden eingeleitet.

Am 6.6.1972, gegen 14.15 Uhr, stellte eine Streife der Deutschen Volkspolizei des VPKA Ludwigslust fest, dass im Stadtgebiet von Ludwigslust, Bezirk Schwerin, ein Angehöriger der Sowjetarmee in Uniform und eine weibliche Person in den westdeutschen Pkw, polizeiliches Kennzeichen HH – Z 6253, zugestiegen sind.

Im Ergebnis der sofort eingeleiteten Maßnahmen wurde dieser Pkw in der Nähe der Ortschaft Grabow, Kreis Ludwigslust, durch Angehörige der Deutschen Volkspolizei gestoppt und kontrolliert.

Bei der Kontrolle wurde festgestellt, dass der Bürger der BRD [Name, Vornamen], geboren am [Tag, Monat] 1929, wohnhaft Hamburg, [Straße, Nr.], der sich im Transitverkehr von der BRD nach Westberlin befand, eine Missbrauchshandlung im Sinne des Artikels 16, Ziffer 1b (Aufnahme von Personen)1 des Transitabkommens2 zwischen der DDR und der BRD begangen hat.

Im Fahrzeug befanden sich die in Ludwigslust zugestiegenen Personen, ein Angehöriger der Sowjetarmee und dessen Ehefrau. Die sowjetischen Staatsbürger wurden durch die Streife der Deutschen Volkspolizei zum Verlassen des Fahrzeuges aufgefordert und über das VPKA Ludwigslust der sowjetischen Kommandantur in Ludwigslust übergeben.

Es wird darauf hingewiesen, dass es in der Vergangenheit schon mehrere derartige Erscheinungen gab, dass sowjetische Bürger in Kraftfahrzeugen von westdeutschen und Westberliner Transitreisenden mitgefahren sind.

  1. Zum nächsten Dokument Konferenz des Bundes evangelisch-freikirchlicher Gemeinden

    8. Juni 1972
    Information Nr. 548/72 über die Konferenz des Bundes evangelisch-freikirchlicher Gemeinden in der DDR (Baptisten) vom 4. bis 8. Mai 1972 in Leipzig

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    2. Juni 1972
    Information Nr. 538/72 über den Besuch von Bischof Scharf/Westberlin am 23. Mai 1972 in der Hauptstadt der DDR